Buchpräsentation: "Die Konstruktion von Kriminellen. Die Inhaftierung von 'Berufsverbrechern' im KZ Mauthausen"

Andreas Kranebitter präsentiert sein Buch über die Menschen, die aufgrund ihrer Vorstrafen als "Berufsverbrecher" im KZ Mauthausen inhaftiert wurden. Nach 1945 wurden sie nicht als Opfer der Konzentrationslager anerkannt und bis heute sind sie aus der Gedenkkultur ausgeschlossen.
Wann

02.07.2024 von 18:00 bis 20:00 (Europe/Vienna / UTC200)

Bundesland

Oberösterreich

Wo

KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Besucherzentrum

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Der NS-Staat deportierte Personen mit unterschiedlichen Begründungen in Konzentrationslager. Die Kriminalpolizei wurde ermächtigt, Personen in „Vorbeugungshaft“ zu nehmen und in KZ einzuweisen. Polizei und SS etikettierten sie wegen ihrer Vorstrafen als „Berufsverbrecher“. Nach 1945 galten sie nicht als Opfer. Über sie wurde nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen, aber nicht geforscht.

Wer waren aber die „kriminellen“ Häftlinge der Konzentrationslager? Auf welcher rechtlichen Basis wurden sie deportiert? Wegen welcher Delikte hatten sie Vorstrafen erhalten? Wie wandte die Kriminalpolizei das Label „Berufsverbrecher“ an? Welche Rolle spielten sie im Gefüge der „Häftlingsgesellschaft“? Das Buch widmet sich nicht nur der NS-Zeit, sondern auch der Geschichte der Kriminalpolitik in Österreich und dem Weiterleben der Stigmatisierungen in den (Familien-)Biografien dieser Opfergruppe nach 1945. Mit verschiedensten geschichts- und sozialwissenschaftlichen Methoden und Konzepten geht der Autor viele Biografien von 885 österreichischen „Berufsverbrechern“ des KZ Mauthausen nach. Die Geschichte der Konzentrationslager wird so aus einer bisher kaum beachteten Perspektive betrachtet.

Andreas Kranebitter ist wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien und war zuvor langjähriger Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, an der er auch die Leitung der Forschungsstelle innehatte.