Stolperstein-Verlegung in St. Johann

11 Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig in St. Johann/Pg. verlegt. Am Dienstag, 4. Juli, ab 9.00 kommen weitere vier dazu. Treffpunkt: Hauptstraße 21 a.
Wann

04.07.2023 von 09:00 bis 11:00 (Europe/Vienna / UTC200)

Bundesland

Salzburg

Wo

Hauptstraße 21 a, St. Johann im Pongau

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Auf Initiative des Vereins Geschichtswerkstatt St. Johann und durch die Unterstützung seitens der Gemeinde werden weitere vier Stolpersteine verlegt. Alle vier Personen aus St. Johann/Pg. waren Pfleglinge in der Privatanstalt Schloss Schernberg, die vom Orden der Barmherzigen Schwestern geführt wurde. Mit viel Courage protestierte Anna Bertha Königsegg, Visitatorin der Salzburger  Ordensprovinz, gegen die nationalsozialistische „Euthanasie“.  1940 schrieb sie an den Gauleiter Rainer: „Es ist nunmehr ein offenes Geheimnis, welches Los diese abtransportierten Kranken erwartet, denn  nur zu oft langt kurz nach der Überführung die Todesnachricht vieler derselben ein.“ Sie bot ihm an, bis zum Ende des Krieges auf staatliche Beiträge für die Anstalt zu verzichten und lehnte jegliche Mithilfe für den Fall des Abtransportes ab. Mehrmals wurde Anna Bertha Königsegg  von der Gestapo verhaftet, auch immer dann, wenn ein Abtransport bevorstand. Schließlich wurde sie aus Salzburg verbannt. Erst im Befreiungsjahr 1945 konnte sie in ihr Salzburger Ordenshaus zurückkehren und starb dort am 12. Dezember 1948. In Salzburg erinnert ein Stolperstein an sie.

Der erste Transport fand am 21. April 1941 statt. Josef Brugger, Katharina Glatz und Elisabeth Schmidl aus St. Johann/Pg. befanden sich unter den 115 Pfleglingen, die von Schernberg nach Hartheim deportiert und dort ermordet wurden. Johann Burgschwaiger war unter den acht Patienten des zweiten Transportes am 20. Mai 1941. Da die Aufregung in der Bevölkerung so groß gewesen sein soll, wurden sie zur Tarnung in die Landesheilanstalt Salzburg gebracht, am nächsten Tag jedoch dem Transport nach Niedernhart/Linz angeschlossen und von dort nach Hartheim deportiert. 17 Pfleglinge, die auf der Liste standen, entkamen dem Transport. Die Schwestern schickten sie in den Wald zum Pilzesammeln.

 

Stolpersteinverlegung für:

1. Verlegestelle: Hauptstraße 21 a: ab 9.00

Josef Brugger, am 12. 3. 1880 in St. Johann/Pg. geboren, war Sattlermeister und Tapezierer, besaß die Wohnung und Werkstatt im Finsterhaus, Markt 50, ehemaliges Elisabethinum. Er baute das Geschäft aus und beherbergte Gäste. Wegen der wirtschaftlich schlechten Situation blieben die Aufträge und die Gäste aus. Die Schulden konnten nicht zurück bezahlt werden. Josef Brugger leistete Widerstand gegen die Zwangsversteigerung, wurde entmündigt und Pflegling in der Anstalt Schernberg.

2. Verlegestelle: Hauptstraße 29 – 35: ab ca 9.30

Katharina Glatz, am 1. 1.  1881 in Rainbach geboren. Lebte bei ihren Eltern auf dem Bauernhof Heugath, Katzlmoosweg. Der Vater Bartolomä Glatz starb 1902, die Mutter Barbara Glatz 1907. Katharina Glatz wurde Pflegling in der Anstalt Schernberg.

Elisabeth Schmidl, am 26. 6. 1901 in St. Johann/Pg. Markt 42 geboren, heute Leo-Neumayer-Straße 7.  Sie war die Tochter von Johann und Elisabeth Schmidl. Der Vater war Buchbinder und Besitzer des Lackenhauses, er starb 5 Jahre nach der Geburt der Tochter am 8. März 1906 mit 49 Jahren an TBC. 

Elisabeth war Pflegling in der Anstalt Schernberg.

Johann Burgschwaiger, 1. 6. 1892 in St. Veit geboren, Großmutter und Mutter stammen aus St. Johann/Pg. Er wurde am 13.03.1931 in der Anstalt Schernberg mit der Diagnose „Traumatische Epilepsie“ aufgenommen. Beisetzung der von Hartheim versandten Urne am 13. Juli 1941 in Markt Pongau (= damalige Bezeichnung von St. Johann/Pg.)