Kranzniederlegung für ermordete Zwangsarbeiter am Militärfriedhof Amras

Wann

17.12.2023 von 15:00 bis 16:00 (Europe/Vienna / UTC100)

Bundesland

Tirol

Wo

Militärfriedhof Amras in Innsbruck, Eingang Wiesengasse

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Gemeindemuseum Absam lädt ein zur Kranzniederlegung für ermordete Zwangsarbeiter am Militärfriedhof Amras

remember cyrill juri iwan petro +++ hingerichtet 17. dezember 1943 im lager reichenau +++ kranzniederlegung +++ sonntag 17. dezember 2023 um 15 uhr +++ militärfriedhof amras +++ eingang wiesengasse

80jahredanach

Anfang 1943 erklärte Deutschland der Welt den »Totalen Krieg«. Ende 1943, vor 80 Jahren, am 15. Dezember 1943, erreichte der Bombenkrieg gegen das Dritte Reich das darauf völlig unvorbereitete Innsbruck. Im Fokus hatten die Alliierten die Innsbrucker Bahnanlagen, führte doch über den Brenner die bedeutendste Nachschublinie der Wehrmacht, die im Herbst 1943 Italien zu besetzen begonnen hatte. 15- und 16-jährige Jugendliche sollten an Flak-Geschützen rund um Innsbruck den Luftraum »sichern«, Luftschutz war der Rüstungsindustrie vorbehalten, die Angriffe auf Bozen und Trient im Herbst 1943 hatten die Verantwortlichen nicht ernst genommen ... Dementsprechend verheerend war die Bilanz am 15. Dezember: 269 Tote, Hunderte Verwundete und weit über 1500 Obdachlose, 45 Häuser total zerstört, 92 beschädigt, zahlreiche Brände. Um 12:30 Uhr war ohne Vorwarnung Fliegeralarm gegeben worden, um 12:38 Uhr fielen die ersten Bomben.

reichenauhäftlinge

Noch am selben Tag ordnete der Leiter der Gestapo Innsbruck, Werner Hilliges, »den Einsatz von einigen einhundert Arbeitserziehungshäftlingen aus Reichenau für die dringlichsten Rettungs- und Aufräumungsarbeiten in Innsbruck an. Der Einsatz von etwa 200 oder 300 Arbeitern erfolgte noch am gleichen Nachmittag, eben- so der Beginn der Beseitigung der Blindgänger.«

todimlager

Sieben ausgehungerte Reichenau-Häftlinge – unter ihnen Cyrill Schmutz, Juri Filipowitsch, Iwan Emanatschenko und Petro Wetraw – halfen in Pradl bei den Laurin-Lichtspielen Hausrat aus zerbombten Wohnungen zu bergen. Tags darauf ließ sie Gestapo Chef Hilliges im Lager vor allen anderen Häftlingen hängen, weil sie angeblich Kleidung, Brot und Marmelade entwendet hat- ten. Werner Hilliges: »Die Exekution ließ ich durch den Lagerkommandanten mithilfe von einigen Polen durchführen.« Diese Hinrichtung wird dann fünf Jahre später, im Dezember 1948, im Reichenau-Prozess der Franzosen Teil der Anklage gegen Werner Hillliges sein.

blindgänger

Zwangsarbeiter und Reichenau-Häftlinge wie Cyrill, Juri, Iwan und Petro spielen dann bis Kriegsende eine zentrale Rolle beim Entschärfen von Blindgängern, beim Bau der Luftschutzstollen und Flak-Stellungen. Der Historiker Horst Schreiber wies in einem Aufsatz über Innsbruck im Bombenkrieg auf die »große Bedeutung von Zwangsarbeit beim Bau von Luftschutzstollen zur Sicherung der Tiroler und ganz besonders der Innsbrucker Bevölkerung vor Bombenangriffen« hin.

erinnerung

Am kommenden Sonntag – auf den Tag genau 80 Jahre nach ihrem gewaltsamen Tod im Lager Reichenau – soll am Grab von Cyrill, Juri, Iwan und Petro mit einer Kranzniederlegung daran erinnert werden.