Erinnerungsabwehr in Österreich am Beispiel der Wiener "Trümmerfrauen"

Im Rahmen der Vortragsreihe "Geh denken!" mit dem Themenschwerpunkt "Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Wer schreibt Geschichte?" des Vereins GEDENKDIENST spricht die Historikerin und Antisemitismusforscherin Lea von der Hude.
What Fortbildung
Wann

28.01.2024 19:00 bis 28.11.2024 21:00 (Europe/Vienna / UTC100)

Bundesland

Wien

Wo

Republikanischer Club, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien

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Bis heute hält sich die Erzählung von den freiwilligen "Trümmerfrauen", die in mühsamer Handarbeit den Schutt des durch den Luftkrieg zerstörten Wiens beseitigten. Damit sind die "Trümmerfrauen" auch zu einem Symbol des Wiederaufbaus und des demokratischen Neubeginns der Zweiten Republik geworden. Noch immer ist jedoch weitestgehend unbekannt, dass die Trümmerbeseitigung im Nachkriegswien keineswegs eine rein freiwillige Angelegenheit war, sondern überwiegend von NationalsozialistInnen verrichtet wurde, die per Gesetz als "Sühnearbeit" zur Schutträumung verpflichtet worden waren.

Lea von der Hude zeigt in ihrem Vortrag, dass das in Österreich verbreitete Bild der "Trümmerfrauen" kaum Entsprechung in den historischen Tatsachen findet - vielmehr handelt es sich dabei um eine maßgeblich geschlechtsspezifisch geprägte Projektionsfläche zugunsten einer Abwehr sowohl der nationalen als auch der familiären Verstrickung in den Nationalsozialismus.


Lea von der Hude studierte Geschichte, Germanistik und Antisemitismusforschung in Potsdam und Berlin, seit 2022 arbeitet sie als Zeithistorikerin und Doktorandin am Institut für Kulturwissenschaften der ÖAW in Wien.