Jüdisches Filmfestival Wien: Shalom Oida!

Die Ereignisse in Israel und im restlichen Nahen Osten haben weitreichende Auswirkungen auf die Wahrnehmung jüdischer Gemeinschaften weltweit. Besonders heuer möchte das Jüdische Filmfestival Wien daher ein Ort sein, an dem Vorurteile abgebaut, gemeinsame Nenner gesucht und Friedensinhalte geteilt werden.
  • Jüdisches Filmfestival Wien: Shalom Oida!
  • 2024-03-05T11:00:00+01:00
  • 2024-03-22T22:30:00+01:00
  • Die Ereignisse in Israel und im restlichen Nahen Osten haben weitreichende Auswirkungen auf die Wahrnehmung jüdischer Gemeinschaften weltweit. Besonders heuer möchte das Jüdische Filmfestival Wien daher ein Ort sein, an dem Vorurteile abgebaut, gemeinsame Nenner gesucht und Friedensinhalte geteilt werden.
Wann

05.03.2024 11:00 bis 22.03.2024 22:30 (Europe/Vienna / UTC100)

Bundesland

Wien

Wo

Studio Molière | METRO Kinokulturhaus | Top Kino

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Die Themen der mehr als 30 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme des 32. Jüdischen Filmfestival Wien – JFW24 sind vielfältig und zumeist allgemeingültig.
Es geht um Liebe, Streit und Versöhnung, das Retten von Menschenleben, das Brechen von Konventionen und um das Hadern mit Gefühlen. Es geht um Menschen, die mit aller Kraft versuchen, Terror und Bedrohungen zu entkommen und Frieden zu stiften – auf politischer, gesellschaftlicher oder privater Ebene. 

Zudem stehen auch die zahlreichen Facetten jüdischen Lebens im Zentrum. Dazu zählen etwa die unterschiedlichen Arten, Religion, Tradition und  Familie zu leben, mit Antisemitismus umzugehen und – besonders in Bezug auf Israel – die Hoffnung auf das Ende von Krieg, Gewalt und Bedrohung nicht zu verlieren. Und all das aus besonderen Blickwinkeln, denn die Filmemacher:innen stellen Klischees in Frage und bieten dadurch einzigartige Perspektiven.

Eröffnung

Eröffnet wird das JFW24 am 5. März 2024 im Studio Molière mit dem Spielfilm Le petit blond de la Casbah Der kleine Blonde aus der Kasbah (FR 2023), in Anwesenheit des französischen Regisseurs und Drehbuchautors Alexandre Arcady. In seinem Film macht er sich auf eine nostalgische Zeitreise an den Ort seiner Kindheit, die Kasbah von Algier und in die Zeit vor dem Unabhängigkeitskrieg Algeriens. Für den jugendlichen jüdischen Erzähler ist dies ein Ort des Friedens, wo die Unstimmigkeiten nicht zwischen den jüdischen und arabischen Nachbarn, sondern eher innerhalb von Familien stattfinden. Hier entdeckt er auch seine Liebe zum Kino, unterstützt von seiner weltoffenen arabisch muslimischen Freundin.

Festival Highlights

Zurückhaltend und mit großer emotionaler Intensität erzählt Shalom Hager in seinem Regiedebüt Under the Shadow of the Sun (IL 2023) von einem äthiopischen Juden in Israel auf der Suche nach seinem Sohn. Eine Schilderung eines „anderen Israel“, das von Armut, Drogen, Prostitution und
Straßengewalt gezeichnet ist.

Auf außergewöhnliche Weise illustriert Ady Walter in seinem mehrfach prämierten ukrainisch-französischen Spielfilm Shttl (UKR/FR 2022) das Leben in einem galizisch-jüdischen Dorf im Jahr 1941, kurz vor der Nazi-Invasion. Die Dialoge sind auf jiddisch und ukrainisch. Das Stetl wurde in der Ukraine eigens für die Dreharbeiten gebaut, ist jedoch inzwischen unzugänglich, da von russischen Minen umgeben.

In Lost Transport (NL/LUX/D 2022) von Saskia Diesing treffen drei Frauen zu Kriegsende in einem Dorf im Osten Deutschlands aufeinander.  Notgedrungen und teils widerstrebend werden sie auf behutsame Weise zu Verbündeten, denn das (Sprach-)Verständnis zwischen einer Deutschen, einer Russin und einer holländischen Jüdin ist 1945 Selbstverständlichkeit.

Dem JFW24 ist es ein wesentliches Bedürfnis, der Opfer und der Folgen des grauenvollen Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 zu gedenken. In diesem Zusammenhang ist der Kurzfilm The Boy (IL 2023) des am 7. Oktober ermordeten Filmemachers Yahav Winter in Memoriam zu sehen. Der Dokumentarfilm Supernova beschreibt die Ereignisse des 7. Oktober chronologisch – vom Beginn des Musikfestivals mit seiner lebensbejahenden Stimmung bis hin zu dem schlimmsten Massaker an Juden und Jüdinnen seit dem Holocaust. Die Reportage zeigt Interviews mit Überlebenden
und Zeug:innen, deren vor Ort aufgezeichnete Handyvideos sowie Aufnahmen, die aus Überwachungskameras oder von Soldat:innen bzw. aus den Autos oder den Bodycams der Hamas-Terroristen stammen. Der Film ist ein Zeitzeugnis für die Gräueltaten des 7. Oktobers und wird im  Einverständnis mit den Familien der Terroropfer an verschiedenen Gedenkveranstaltungen gezeigt. Der Film beinhaltet wenig bis keine Bilder expliziter Gewalt. Laura Bialis schildert in ihrem Dokumentarfilm Rock in the Red Zone (IL 2014), wie der Alltag in der direkt neben Gaza liegenden und von den Gräueln schwer betroffenen Stadt Sderot (vor dem 7. Oktober) gewesen ist – und untersucht, wieso genau dieser Ort ein Zentrum für Musikschaffende ist.

Rahmenprogramm und Sonderveranstaltungen

Das Podium zum Thema Antisemitismus in Europa – Die Auswirkungen des 7. Oktobers ist integraler Teil des dazugehörigen Programmblocks.
Vor der Podiumsdiskussion wird Historikerin und Mitarbeiterin des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Isolde Vogel einen Einführungsvortrag halten – auf dem Podium sprechen Expert:innen aus den Bereichen Antisemitismus und Zeitgeschichte über die momentane
Situation und ihre individuellen Erfahrungen. Für Schüler:innen sind die Filme Delegation und Die Unsichtbaren - Wir wollen leben. vorgesehen. Interessierte Lehrer:innen können sich an doris.kittler@jfw.at wenden Den Ausklang des JFW24 bildet – in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien – ein Film mit jenem amerikanischen Anwalt, der vor zwanzig Jahren Schlagzeilen gemacht hat: E. Randol
Schoenberg, Enkel des Komponisten Arnold Schönberg, erkämpfte die Restitution von fünf von den Nazis enteigneten Klimt-Gemälden, unter ihnen die Goldene Adele. In dem autobiografischen Dokumentarfilm Fioretta folgt der leidenschaftliche Hobby-Genealoge den Spuren seiner Vorfahren von Wien aus durch Prag nach Venedig.

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