Bericht zur Studienfahrt für Lehrende an die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau 2023

Vom 19. bis zum 22. Oktober 2023 bot ERINNERN:AT in Kooperation mit dem Nationalfonds und der PH Wien erstmalig eine Studienfahrt an, die Lehrkräfte an die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau führt. Wolfgang Gasser (Nationalfonds), der die Studienfahrt gemeinsam mit Axel Schacht (OeAD, ERINNERN:AT) leitete, berichtet im Folgenden von der Studienfahrt. Nach dem Erfolg der ersten Durchführung wird auch 2024 erneut eine Studienfahrt an die Gedenkstätte angeboten werden.

Vom 19. bis zum 22. Oktober 2023 führten das OeAD-Programm ERINNERN:AT und der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus gemeinsam und in Kooperation mit der PH Wien erstmalig eine Studienfahrt an die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau für 23 Lehrenden des Sekundarstufe II durch; an jenem Ort, an dem von 1940 bis 1945 unter Mitwirkung österreichischer Täter und Täterinnen ca. 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden. Im KZ Auschwitz wurden tausende Menschen aus Österreich Opfer des Holocaust, des Genozids an den Roma/Romnija und Sinti/Sintizze und anderer unmenschlicher Massenverbrechen der Nationalsozialisten.

Mit Hilfe der Lernmaterialien zur Vor- und Nachbereitung des Gedenkstätten- und Ausstellungsbesuchs sowie bei der viertägigen Studienfahrt lernten die PädagogInnen die Gedenkstätte und die dortige österreichische Länderausstellung kennen und setzen sich gemeinsam mit einem kleinen Team von ExpertInnen mit den Herausforderungen eines Schulbesuchs auseinander. Die Dankbarkeit über die Möglichkeit, bei dieser Fahrt dabei gewesen sein zu können, überwiegte und häufig wurde von den Lehrenden die Bitte angeführt, dieses Format in Zukunft weiterzuführen.

Erstes Ziel war am Donnerstag 19. Oktober 2023 das jüdische Viertel Kazimierz in Kraków mit der alten Synagoge und einer Stadtführung zur jüdischen Geschichte des Viertels. Wobei die Führung selbst durchwegs positiv gesehen wurde, allerdings war sie aufgrund der verspäteten Ankunft in Kraków von eineinhalb Stunden und der Restzeit von einer Stunde äußerst verkürzt.

Der Folgetag begann zunächst im International Center for Education about Auschwitz and the Holocaust (ICEAH) mit einer kurzen Einführung in die Bildungs- und Workshop-Angebote des ICEAH und guten Tipps, wie Studienfahrten mit Schulklassen durchführbar sind. Die anschließende vierstündige Führung des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau durch das Stammlager wurde durch die räumliche Enge und die gezeigten Objekte und Bilder von vielen Teilnehmenden als didaktisch nicht sehr ausgewogen empfunden. Nachmittags wurde in drei Gruppen an ausgewählten Workshops des ICEAH gearbeitet und so ein guter Einblick über die methodische Arbeit des Bildungszentrums gewährleistet.

Samstagvormittags besuchten die Studiengruppe das Lager Birkenau und hatte hier etwas mehr Zeit, um sich des Ortes und der historischen Zusammenhänge bewusst zu werden. Hier wurde die Dimension des Schreckens sichtbar, und es blieb auch Zeit kurz innezuhalten. Geführt vom hauptverantwortlichen Kurator der österreichische Länderausstellung konnten sich die österreichischen Lehrkräfte am Nachmittag ein Bild über die nationale Erzählung Österreichs an diesem Ort machen und dies mit dem Besuch weiterer Länderausstellungen auch vergleichend tun. Hier wurde auch kurz auf eine Möglichkeit verwiesen, an das in der Vorbereitung der Studienfahrt kennengelernte Lernmaterial anzuknüpfen. Die abendlichen Reflexionsrunden waren aus der Sicht vieler Teilnehmenden eine wichtige Möglichkeit, den Tag nochmals ins Bewusstsein zu holen und das Erlebte zu verarbeiten.

Bevor am Sonntagmittag die Heimreise anstand, erfolgte eine Stadtführung durch das jüdische Oświęcim inklusive altem jüdischen Friedhof. Der junge und selbstbewusste Guide kam bei der Gruppe sehr gut an. Einige der Teilnehmenden berichteten, dass sie bereits mit der Planung einer Studienfahrt mit ihren Klassen begonnen haben. Kritisch wurde angemerkt, dass eine Fahrt zur Gedenkstätte Auschwitz manchmal schwierig in die jeweilige Schulstruktur eingebettet werden kann bzw. eine mehrtägige Polen-Fahrt angeboten werden müsste. Auch das Budget, das zur Verfügung steht spielt eine wichtige Rolle.

Die Studienfahrt wird 2024 erneut angeboten. Sie findet vom 3. bis 6. Oktober 2024 statt. Pädagoginnen und Pädagogen können sich ab März 2024 für die Teilnahme anmelden.