ERINNERN:AT trauert um Heidemarie Uhl

Die Zeithistorikerin Heidemarie Uhl ist am 11. August 2023 im 66. Lebensjahr verstorben. Sie war Senior Research Associate an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Lehrbeauftragte an den Universitäten Wien und Graz und langjähriges Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von ERINNERN:AT.

Jahrelange Forschung zu Gedächtniskultur und Geschichtspolitik

Heidemarie Uhl habilitierte sich in Allgemeiner Zeitgeschichte an der Universität Graz. Gastprofessuren führten sie u.a. an die Hebrew University Jerusalem, die Andrassy University Budapest und die Stanford University. Sie war Mitglied der Austrian Delegation der IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance) und der Plattform „Nationales Forum gegen Antisemitismus“. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählten Gedächtniskultur und Geschichtspolitik mit den Schwerpunkten Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Holocaust. An der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) leitete sie den neuen Schwerpunkt zu Antisemitismusforschung.

„Der plötzliche Tod der renommierten österreichischen Zeithistorikerin Heidemarie Uhl erschüttert mich sehr. Mit ihr verliert Österreich nicht nur eine berühmte und anerkannte Historikerin, sondern auch eine wirkungsvolle Persönlichkeit in der Gedenk- und Erinnerungskultur", so Bildungsminister Martin Polaschek.

Die ÖAW würdigte Heidemarie Uhl in einer Aussendung: „Sie hat wesentlich dazu beigetragen, die Rolle Österreichs im Nationalsozialismus kritisch zu reflektieren und die Erinnerung an die Verbrechen des Holocaust in der öffentlichen Debatte wach zu halten. Dabei hat sie sich auch immer wieder bislang wenig in Wissenschaft und Öffentlichkeit beleuchteten Aspekten der Geschichte der Shoah gewidmet, zuletzt etwa in der Open Air-Ausstellung ,Das Wiener Modell der Radikalisierung. Österreich und die Shoah' am Wiener Heldenplatz, bei der Wien als Experimentierfeld des Antisemitismus ab 1938 thematisiert wurde.“

Heidemarie Uhl war mehrere Jahre Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats und ERINNERN:AT auch in anderen Zusammenhängen verbunden. So war sie mehrere Male Vortragende bei verschiedenen Seminaren und initiierte und leitete Projekte, die über ERINNERN:AT an Schulen gelangten, etwa die Ausstellung „Letzte Orte vor der Deportation“ zu den 1941/42 in Wien existierenden Sammellagern, von welchen Jüdinnen und Juden vor der Deportation interniert wurden.

Für ERINNERN:AT und das Bildungsministerium war Heidemarie Uhl eine wichtige Ansprechpartnerin und Wegbegleiterin, die einen unschätzbaren Beitrag für die kritische Auseinandersetzung mit Österreichs NS-Vergangenheit leistete.