Österreichischer Staatspreis für Geschichtswissenschaften 2024 – Auszeichnung für das Projekt DERLA in der Kategorie "Geschichte innovativ"

Am 8. Oktober verlieh Bildungsminister Polaschek erstmalig den Österreichischen Staatspreis für Geschichtswissenschaften. Der Preis in der Kategorie „Geschichte innovativ“ ging an das Projekt „Digitale Erinnerungslandschaft Österreich (DERLA) - Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus | dokumentieren und vermitteln. www.erinnerungslandschaft.at“.

Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat 2024 erstmalig den Österreichischen Staatspreis für Geschichtswissenschaften ausgeschrieben. Die feierliche Verleihung der diesjährigen Preise durch Bundminister Polaschek fand am 8. Oktober 2024 in Wien statt. Vergeben wurden ein Staatspreis für eine herausragende wissenschaftliche Publikation, zwei Nachwuchspreise für Arbeiten auf Dissertationsniveau sowie ein Preis für innovative Vermittlungsformate.

Der Preis in der Kategorie „Geschichte innovativ“ ging an das gemeinsam von ERINNERN:AT, dem Centrum für Jüdische Studien und dem Zentrum für Informationsmodellierung (beide Universität Graz) umgesetzte Projekt „Digitale Erinnerungslandschaft Österreich (DERLA) - Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus | dokumentieren und vermitteln. www.erinnerungslandschaft.at“.

DERLA ist ein interdisziplinäres Dokumentations- und Vermittlungsprojekt. Anhand einer interaktiven Landkarte dokumentiert es die Erinnerungsorte und -zeichen für NS-Opfer und Orte des NS-Terrors in Österreich und bietet konkrete Lernmodule für die schulische Vermittlung an. Das historische Lernen mit DERLA kann sowohl vor Ort als auch im Klassenzimmer erfolgen. Auf www.erinnerungslandschaft.at wird das Angebot stetig erweitert: Derzeit steht die Karte für Vorarlberg, die Steiermark, Tirol, Kärnten/Koroska und das Burgenland online zur Verfügung – bald folgen Salzburg, Wien, Ober- und Niederösterreich.

Die Laudatio fand in Form eines Podiumsgesprächs mit Gerald Lamprecht, Centrum für Jüdische Studien Graz und ERINNERN:AT Steiermark, Victoria Kumar, OeAD ERINNERN:AT, Grit Oelschlegel, Akademie der bildenden Künste Wien, und Sebastian Stoff, Zentrum für Informationsmodellierung, Universität Graz statt. Moderiert von Ö1-Journalistin Renata Schmidtkunz wurden Potentiale und Herausforderungen des Projektes diskutiert, wie etwa die Interdisziplinarität des Teams, der Transfer in die schulische Praxis und der Nachhaltigkeit von datenintensiven Mapping-Projekten.

Bundesminister Martin Polaschek: „Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern zu diesen verdienten Auszeichnungen. Die Auswahl der Jury zeigt die thematische Breite der Geschichtswissenschaften und die Vielfalt derer, die an ihrer Erforschung und Vermittlung mitarbeiten. Nicht zuletzt verdeutlicht der Preis Geschichte innovativ, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in die Mitte der Gesellschaft gehören, damit sie einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung aktueller Herausforderungen und zur Stärkung des Vertrauens in Wissenschaft und Demokratie leisten können. Mein Dank gilt auch den geschichtswissenschaftlichen Instituten Österreichs, die ich aufgefordert hatte, Kandidatinnen und Kandidaten für Staatspreis und den Lebenswerkpreis zu nominieren und die sich engagiert daran beteiligt haben. Unser gemeinsames Interesse muss es sein, die Geschichtswissenschaften weiter zu stärken und ihnen breites Gehör zu verschaffen.“

 

Die PreisträgerInnen im Überblick

Der Österreichische Staatspreis für Geschichtswissenschaften ging 2024 an Christina Antenhofer für ihre Publikation „Die Familienkiste. Mensch-Objekt-Beziehungen im Mittelalter und in der Renaissance.” Christina Antenhofer forscht und lehrt seit 2018 an der Paris Lodron-Universität Salzburg im Fach Mittelalterliche Geschichte und leitet dort das Interdisziplinäre Zentrum für Mittelalter und Frühneuzeit. Den Sonderpreis für das Lebenswerk 2024 erhielt Andreas Kappeler, dessen Forschung zu Russland als Vielvölkerreich sowie zur ukrainischen Geschichte und dem habsburgischen Galizien die Geschichtswissenschaften nachhaltig beeinflusst hat. Eine besondere würdigende Erwähnung der Jury fand das Lebenswerk der 2023 verstorbenen Heidemarie Uhl. In zahlreichen Schriften hat sich Uhl kritisch mit dem österreichischen Umgang und Gedenken an die Rolle von Österreicherinnen und Österreichern im Nationalsozialismus beschäftigt und sich in mehreren Ausstellungen, internationalen Kommissionen sowie durch mediale Interventionen aktiv für eine öffentliche Debatte eingesetzt. Sie prägte viele Studierende und jüngere Forscherinnen und Forscher auf ihrem Weg in die Wissenschaft. Aus der österreichischen Erinnerungslandschaft ist sie nicht wegzudenkenden.

Die beiden Nachwuchspreise gingen an Anna Adorjáni für Ihre Publikation „Interpreting Non-Territorial Autonomy in Late Habsburg Hungary (1848-1918)“ und Andreas Pfützner für seine Publikation „Die rumänisch-jüdische Frage: Europäische Perspektiven auf die Entstehung einer Anomalie (ca.1772-1870)“. 

Die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger erfolgte durch eine unabhängige Jury. Der Staatspreis ist mit 10.000 Ꞓ, die beiden Nachwuchspreise mit je 4.000 Ꞓ und der Preis Geschichte innovativ mit 2.000 Ꞓ dotiert. Das Preisgeld fließt in die Weiterentwicklung von DERLA.

 

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