Antisemitismus in Europa. Fallbeispiele eines globalen Phänomens im 21. Jahrhundert
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts kam es – für viele völlig unerwartet – zu einer Welle von antisemitischen Vorfällen, vielfach wurde von einem „neuen Antisemitismus“ gesprochen. Mit den gezielten Tötungen von Juden und Jüdinnen vor einer jüdischen Schule in Toulouse (2012), den Anschlägen auf das jüdische Museum in Brüssel (2014), auf einen koscheren Supermarkt in Paris in Verbindung mit dem Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo war eine neue Dimension erreicht.
Antisemitismus wird aber auch von unterschiedlichen Seiten instrumentalisiert, „rechter Antisemitismus“ und „muslimischer Antisemitismus“ werden gegeneinander ausgespielt und selbst in der Wissenschaft wird nach wie vor – und teilweise sehr emotional – über das konkrete Ausmaß und eine mögliche klare Grenzziehung zwischen Kritik an Israels Politik und Antisemitismus diskutiert. Dies wirft eine Reihe von Fragen auf: Was ist das Neue am „neuen Antisemitismus“? Wer sind die Akteure und was sind deren Motive? Lassen sich klare Grenzen zwischen Kritik an Israels Politik und Antisemitismus ziehen? Wie exakt sind Aussagen über das tatsächliche Ausmaß von Antisemitismus? Wie lässt sich ein Zusammenhang zwischen Antisemitismus und der ebenfalls stark angestiegenen Feindlichkeit gegenüber MuslimInnen feststellen? Und: Lässt sich Antisemitismus exakt definieren?
Das Buch geht diesen komplexen Fragen nach. Am Beispiel von Frankreich, Großbritannien und Österreich wird gezeigt, dass Antisemitismus zu einem globalen Phänomen geworden ist, nationalen Besonderheiten aber nach wie vor Bedeutung zukommt. Der Beitrag über Frankreich analysiert die Mordanschläge an französischen Juden und Jüdinnen sowie deren Täter, gibt einen Überblick über die „neue“ antizionistische Rechte und die französische „Tradition“ der Holocaust-Relativierung und geht auf die Rolle des Nahostkonflikts bzw auf die Palästina-Solidarität unter linken Gruppen und MuslimInnen ein. Der Beitrag über Großbritannien zeichnet u.a. die Debatte über Antisemitismus in der Labour Party unter Jeremy Corbyn sowie deren verhängnisvolle Verteidigungsstrategien nach. Die Problematik eines zu Antisemitismus mutierten Antizionismus wird am Beispiel der Stop the War – Coalition, der europaweit größten Bewegung gegen den Irakkrieg, diskutiert. Ein wesentlicher Fokus des Beitrages zu Österreich liegt auf der Entwicklung der FPÖ von einer pro-palästinensischen hin zu einer pro-israelischen Partei sowie auf deren vielen „Einzelfällen“. Thematisiert wird auch die nicht immer homogene Haltung jüdischer Repräsentanten zur Regierungsbeteiligung der FPÖ unter Bundeskanzler Kurz. Ein weiterer Schwerpunkt bildet Antisemitismus unter MuslimInnen sowie in Teilen der in Österreich marginalisierten und zersplitterten Linken.
Blick ins Buch: Inhaltsverzeichnis und Einleitung
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