Christlicher Antisemitismus – Hans Förster weist auf Kontinuitäten & Tabus hin
Zu Ostern gipfelte über Jahrhunderte der christliche Antisemitismus. Angefeuert von antijudaistischen Mythen, wie der Ritualmordlegende, häuften sich in der Karwoche Gewaltakte gegen Jüdinnen und Juden. Damit dieser Antisemitismus nicht mehr auflebt, wurde 1956 in Wien der "Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit" gegründet. Die Organisation fördert den Dialog und klärt über alten und neuen Antisemitismus auf. Auf internationaler Ebene wurde 1947 der "Internationale Rat der Christen und Juden" gegründet, er fungiert nun als Dachorganisation für 40 nationale Vereine des christlich-jüdischen Dialogs. Beide Organisationen bieten Angebote für Schulen: Empfehlungen für den Unterricht, Dialogsprogramme in Schulen und Literatur für PädagogInnen.
Christlicher Antijudaismus ein Tabu bis heute?
Als erschreckend beschreibt Hans Förster den Einfluss antisemitischer Theologen, der bis heute anhält: Auch im Jahr 2020 wird das „Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament“ von Gerhard Kittel noch als Standartwerk verwendet, obwohl es judenfeindliche Übersetzungen enthält. Kittel war antisemitischer Theologe in Tübingen, NSDAP-Mitglied und rechtfertigte die Novemberpogrome. Kittels wirken im Nationalsozialismus ist wenig erforscht, daraus schließt Förster, in einem aktuellen Beitrag in der Wiener Zeitung, dass es teilweise noch ein Tabu um das Thema gibt.
„Tabus sollte es im 21. Jahrhundert zu diesem Thema gerade in der deutschsprachigen theologischen Forschung eigentlich keine mehr geben“, so Förster, der Beiratsmitglied des „Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ ist und an der ÖAW forscht.
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Artikel von Hans Förster: - Link
Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit: - Link
Internationale Rat der Christen und Juden: - Link