Internationaler Gedenktag der Sinti und Roma in Auschwitz am 2. August 2015

Gedenkveranstaltung in Auschwitz/Oswiecim (Polen) zum 71. Jahrestag der Vernichtungsaktion durch die SS
Wann

02.08.2015 von 09:00 bis 17:00 (CET / UTC200)

Wo

oesterreich

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.Die offizielle Gedenkfeier beginnt am Sonntag, den 2. August 2015 um 12.00 Uhr im Abschnitt B II e der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, dem sogenannten „Zigeunerlager“.

Erwartet werden neben Delegationen von Roma-Organisationen aus vielen Staaten Europas Vertreter der polnischen Regierung und der Botschaften europäischer Staaten, der U.S.A. und Israels. Wie stets in den letzten Jahren nimmt eine große Zahl junger Roma aus elf Ländern Europas an der offiziellen Gedenkkundgebung teil. Für die Überlebenden des Völkermordes spricht Siegfried Heilig, der elf Angehörige in Auschwitz verloren hat. Als Vertreterin des Europäischen Parlamentes nimmt Soraya Post teil, die sich als Roma Abgeordnete maßgeblich für die Entscheidung des Parlaments einsetzte, den 2. August zum europäischen Gedenktag zu erklären. Soraya Post stellt in ihrer Rede fest, dass es bis heute Regierungen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gebe, die selbst rassistische Positionen gegenüber Roma – ihren eigenen Bürgern – einnähmen.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, übt in seiner Rede deutliche Kritik an Politikern in Deutschland und in Europa, die, anstatt sich für den Schutz von Minderheiten einzusetzen, vielmehr die Fehler der Vergangenheit wiederholten, indem sie versuchten, rechtsextreme Positionen selbst zu übernehmen, um Wahlkampfpropaganda auf dem Rücken der Roma zu betreiben. „Gerade in Wahlkampfzeiten werden Roma zu Zielscheiben rechtsextremer Hetze gemacht, und oftmals auch zu Objekten eines rassistischen staatlichen Handelns.“ Wenn in Garmen, Bulgarien, etwa die Stadtverwaltung über 120 Häuser von Roma abreißen lassen will, ohne dass anderweitig angemessene Unterkunft zur Verfügung gestellt wird. All das werde begleitet von Aufmärschen rechtsextremer Hooligans und von Protesten der bulgarischen Bevölkerung gegen Roma.

Derartige Situationen, die immer wieder zu der Vertreibung von Familien aus ihren Häusern führen, finden sich aktuell in einer Vielzahl von Ländern in Europa. „Hier werden von staatlicher Seite systematisch Konflikte geschürt, bei denen Roma immer wieder zu Sündenböcken gemacht werden, um rechtsextreme Positionen auf populistische Weise zu besetzen. Es sind längst nicht mehr allein die Rechtsradikalen – der Rassismus ist wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und das ist die wirkliche und akute Gefahr“, so Rose.

Rose erinnert in seiner Rede auch an den im April 2015 verstorbenen ehemaligen Außenminister Polens, W³adys³aw Bartoszewski, den er als großen Europäer würdigt. Bartoszewski war selbst in Auschwitz inhaftiert gewesen. „Wir haben W³adys³aw Bartoszewski sehr viel zu danken: für das Gedenken an die Opfer der Sinti und Roma im Museum Auschwitz, für die Erinnerung an die Verbrechen, vor allen Dingen aber für die immer lebhaften Diskussionen, sei es um die polnisch-deutschen Beziehungen, sei es um Fragen der Literatur und der Geschichte.“

Aufgrund von Himmlers „Auschwitz-Erlass“ vom 16. Dezember 1942 deportierte die SS 23.000 Sinti und Roma familienweise aus elf Ländern Europas in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Am 2. August 1944 ermordete die SS in den Gaskammern von Auschwitz die letzten 2900 Sinti und Roma – Kinder, ihre Mütter und Alte. Unmittelbar zuvor selektierten die SS-Ärzte noch 3000 Sinti und Roma als „arbeitsfähig“ und man verschleppte sie als Sklavenarbeiter in andere Konzentrationslager. Im besetzten Europa wurden 500.000 Roma und Sinti Opfer des Holocaust.

Die Rede von Romani Rose und des Holocaust-Überlebenden Siegfried Heilig findet sich auf der Webseite des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma. Die Rede von Soraya Post finden Sie in der englischen Version ebenfalls hier www.sintiundroma.de