Ausstellung 2017: Letzte Orte vor der Deportation
Kleine Sperlgasse 2a, Castellezgasse 35, Malzgasse 7 und 16 – diese Adressen in Wien-Leopoldstadt sind im kollektiven Gedächtnis praktisch nicht präsent. In der Topographie der Shoah von Wien und Österreich sind das jedoch zentrale Orte.
Hier haben sich in den Jahren 1941/42 vier Sammellager befunden, in denen Jüdinnen und Juden vor der Deportation interniert wurden. Von hier wurden Gruppen von je 1.000 Menschen in Lastwagen zum Aspangbahnhof gebracht. Von Februar 1941 bis Oktober 1942 gingen insgesamt 45 Deportationszüge in Ghettos und Vernichtungslager. Der Großteil der mehr als 66.000 österreichischen Shoah-Opfer wurde von den vier Sammellagern aus in den Tod geschickt. Der Weg in die Vernichtung begann mitten in der Stadt.
Die Ausstellung zeigte Interviews mit den letzten ZeitzeugInnen dieser Orte und die wenigen Quellen, die Einblick in die Vorgänge in den Sammellagern geben. Der Ausstellungsort, die Krypta des Heldendenkmals, wurde den gefallenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs gewidmet. Die Ausstellung leistete einen Beitrag zur Transformation des Heldendenkmals in einen zeitgeschichtlichen Lern- und Vermittlungsort.
Zur Ausstellung „Letzte Orte vor der Deportation. Kleine Sperlgasse, Castellezgasse, Malzgasse" in der Krypta am Heldenplatz bot ERINNERN:AT für Schulklassen ein dialogorientiertes Vermittlungprogramm an. Der Ausstellungsrundgang "Mitten in der Stadt“ bildete den Rahmen für eine altersadäquate Auseinandersetzung mit den gezeigten Quellen. Durch einen Wechsel von Selbsterkundungselementen und geführten Phasen wurden Bezüge der SchülerInnen zur Geschichte dieser Orte zum Ausgangspunkt der Rundgangsgespräche.