Ausstellung: Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung
Gemeinsam mit _erinnern.at_, dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien und dem DÖW bringt das Haus der Geschichte Österreich die bislang in Deutschland, Belarus, Tschechien und der Schweiz gezeigte Ausstellung erstmals nach Österreich und ergänzt sie durch besondere Österreichbezüge. Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt vom 14.06 bis zum 27.10.2019 im Haus der Geschichte Österreich in Wien zu sehen.
Begleitprogramm zur Ausstellung
Zur Ausstellung gibt es ein umfassendes Begleitprogramm mit Rundgängen, Vorträgen und Workshops für Schulen.
Angebote für Schulen
Die Rundgänge „Letzte Orte vor der Deportation“ und „Leben und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung in Wien“ führen an Orte der Vertreibung und Deportation und zeigen, dass der Holocaust mitten in der Stadt begann. Der Ausstellungsrundgang zur Ausstellung „Letzte Orte vor der Deportation“ thematisiert vier Wiener Sammellager, in denen Jüdinnen und Juden vor der Deportation interniert wurden. Einige der Deportationen nach Malyj Trostenez gingen auch von diesen Sammellager ab. Ein Rundgangsteil findet im Freien statt und führt SchülerInnen und Schüler zu einem ehemaligen Sammellager. Das Vermittlungsangebot ermöglicht daher eine unmittelbare räumliche Bezugnahme auf die zuvor behandelten historischen Orte.
Schulworkshops in der Ausstellung Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung
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Deportationen aus Wien nach Belarus
Am 28. November 1941 ging der erste Deportationszug vom Wiener Aspangbahnhof ins Ghetto Minsk und schließlich zum Vernichtungsort Maly Trostinec ab. Es folgten mindestens zehn weitere Deportationszüge. In Malyj Trostenez wurden auch sowjetische Kriegsgefangene, PartisanInnen, politische Häftlinge und weißrussische Zivilisten ermordet. Mindestens 60.000 Menschen wurden dort mit Gaswagen oder per Schusswaffe ermordet.
Österreicher waren an mehreren Stellen am Vernichtungsprozess in Malyj Trostenez beteiligt. So bewachten etwa Wiener Polizisten die Deportation nach Belarus, wie ein Polizeibericht im Archiv des DÖW belegt. Ein Gaswagenfahrer von Malyj Trostenez, der Wiener Josef Wendl, wurde 1970 von einem Geschworenengerichts am Landesgericht Wien, trotz Geständnisses, freigesprochen
17 Überlebende
Es sind nur 17 Überlebende von Malyj Trostenez bekannt. Der Wiener Wolf Seiler fertigte nach 1945 einen achtseitigen Bericht über seine Überlebensgeschichte an. Im Rahmen der von den Nationalsozialisten eingerichteten jüdischen "Selbstverwaltung" in Malyj Trostenez war Seiler "Lagerältester". Ende 1944 gelang ihm und seiner Familie gemeinsam mit einigen anderen österreichischen Deportierten die Flucht. Nach der Befreiung von Minsk durch die Rote Armee Anfang Juli 1944 wurden sie aufgegriffen und in ein Lager nach Karaganda überstellt. 1946 kehrte die Familie Seiler nach Österreich zurück, später wanderte sie in die USA aus. Sein Sohn Alfred Seiler, besucht 2007 Wien und Malyj Trostenez, dabei entstand der Dokumentarfilm "Alfred Seiler – 'Aus dem Paradies zurück in die Hölle ...'" von Andreas Gruber. Wolf Seilers Bericht können Sie hier lesen: - link
Aktuelle Forschung
Das im Juni 2019 erschienene Jahrbuch 2018 des DÖW befasst sich mit den neuesten Forschungen zu Malyj Trostenez. Darin findet sich etwa ein Artikel über den Prozess gegen den Gaswagenfahrer Josef Wendel oder Recherchen zu Opferbiographien.
Die Ausstellung "Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung" ist vom 14.6. bis 27.10.2019 im Haus der Geschichte Österreich zu sehen – Eintritt frei. Eine Kooperation von _erinnern.at_, VWI, DÖW und HdGÖ.
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Ausstellung im HdGÖ: - link
Sammlung an Dokumenten über Malyj Trostenez des DÖW: - link
DÖW Jahrbuch 2019: Deportation und Vernichtung - Maly Trostine: - link
Forschungsstelle Nachkriegsjustiz über den Prozess gegen Josef Wendl: - link
Anmeldung bis 26. Juni 2019 unter rundgang-wien@erinnern.at