Bibliotheken als Vermittlungsorte - “International Library Platform for Education About the Holocaust”
Die Idee, Bibliotheken verstärkt als Orte der Vermittlung der Geschichte und Gegenwart des Holocausts zu verstehen, entstand aus der Arbeit der NGO „Terraforming“ in Serbien. Dort hat sich ein Netzwerk an Bibliotheken etabliert: Die Expertise der BibliothekarInnen wird dabei zur Geschichtsvermittlung eingesetzt, Literatur – wissenschaftlich oder belletristisch – über den Holocaust wird in Bibliotheken sichtbarer und Dokumente aus Archiven zugänglicher.
Durch internationale Förderungen konnte das Projekt auf europäische Beine gestellt werden, die nun erschienene Publikation zum Projekt soll die Arbeit bekannter machen und Bibliotheken in ganz Europa zum Mitmachen anregen. _erinnern.at_ ist von Anfang an Teil des Projektes. Das mit dem prestigeträchtigen „Yehuda Bauer Grant“ der IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance) ausgezeichnete Projekt wurde u.a. von BMBWF und dem Nationalfonds gefördert.
Bibliotheken und Archive als Orte der Vermittlung
Im Zuge des Projektes wurden Konzepte diskutiert und erprobt, die Bibliotheken und Archive verstärkt zu Räumen der Holocaust Education machen: BibliothekarInnen können durch ihre spezifische Expertise gemeinsam mit den organisatorischen Möglichkeiten ihrer Einrichtungen und den Büchern und Archivarien ihrer Institution, zu MultiplikatorInnen der historisch-politischen Bildung werden. Dazu müssen bestehende Fortbildungen für PädagogInnen für BibliothekarInnen geöffnet werden, so die AutorInnen der Publikation.
Literatur als Tor zur Geschichte
Literatur wird von Herausgeber Miško Stanišić als Startpunkt der Auseinandersetzung mit dem Holocaust verstanden. „Holocaust related literature can be a way to contemplate and discuss not only the experiences, perspectives and motivations of the victims, but also of perpetrators, helpers, resistance fighters, and millions of bystanders”, so Stanišić. Bibliotheken bieten mit ihren Sammlungen unzählige Möglichkeiten, SchülerInnen aber auch Erwachsenen einen Zugang zur Geschichte des Holocaust zu öffnen. Die Publikation zeigt hier einige Beispiele auf, etwa den Einsatz von Kunstbüchern mit Bildern von Überlebenden des Holocaust.
“If we think of libraries as agents of the cultural memory, as the national library is an agent of national memory, a local library is an agent of local memory, and the school library is the agent of school local memory. The inclusion of the dark history of the Holocaust into that kind of library would also mean the inclusion of that history into the respective memories. I would say that is a great potential that these resource centers are part of our combined efforts”, so Dr. Werner Dreier im Buch.
Eine internationale Publikation
Die nun vorliegende Publikation “International Library Platform for Education About the Holocaust” stellt das Konzept des Projektes und der Plattform vor und bietet zahlreiche Anregungen für (Schul-)Bibliotheken. Ein Beitrag exploriert die Vermittlungspotentiale von Bibliotheken. Sie könnten etwa dabei helfen, die lokale Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen aufzuspüren und zu vermitteln und BibliothekarInnen können zu Akteuren des kulturellen Gedächtnisses werden, so die AutorInnen. Auch die Herausforderungen des digitalen Zeitalters sind Thema der Publikation. Die HerausgeberInnen möchten mit der Publikation ihre Plattform ausbauen, Bibliotheken Anregungen bieten und zur Diskussion über Bibliotheken als Lernorte über den Holocaust beitragen.
Links
Die Publikation “International Library Platform for Education About the Holocaust” ist als kostenloser Download erhältlich: - Link
Terraforming ist eine europaweit aktive NGO mit dem Ziel das lernen und lehren über den Holocaust zu verbessern, Unterrichtsmaterialien zu entwickeln und Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus zu bekämpfen: - Link