Neuerscheinung: „Gruß aus Hitler-Deutschland. Der NS-Terror in Österreich 1933-1938 und seine Opfer“

Der Historiker Georg Kastner zeichnet die Entwicklung der nationalsozialistischen Propaganda- und Terroroffensive bis zum „Anschluss“ nach und skizziert Opferbiografien

In der umfassenden Studie „Gruß aus Hitler-Deutschland. Der NS-Terror in Österreich 1933-1938 und seine Opfer" analysiert der österreichische Historiker Georg Kastner, Assoziierter Professor der Universität Graz und Leiter des Lehrstuhls für mitteleuropäische Geschichte an der Andrássy-Universität Budapest, die zwischen dem Verbot der NSDAP im Juni 1933 und dem „Anschluss“ im März 1938 verübten NS-Gewalttaten in Österreich. Eingangs versucht er die Fragen zu beantworten, inwieweit sich nationalsozialistische Gewalt von Gewaltakten anderer politischer Parteien unterschied und inwieweit diese aus Deutschland geplant und organisiert war. Die österreichische NSDAP hatte die Gewalttaten bereits ab dem Frühjahr 1933 zu einer Terrorwelle gesteigert, um gleich wie im benachbarten Deutschland ein nationalsozialistisches Regime auch in Österreich herbeizuführen.

 

Nicht die Täter, sondern die Opfer im Zentrum des Buches

Georg Kastner widmete sich anschließend ausführlich den Opfern des Terrors: Rund 800 Menschen wurden in den knapp fünf Jahren Opfer eines nationalsozialistischen Gewaltaktes. Sie wurden entweder getötet, verletzt oder Opfer einer existenziellen Sachbeschädigung. Die Gewalt der Nationalsozialisten richtete sich nicht nur gegen die politischen GegnerInnen im engeren Sinn, sondern auch gegen Jüdinnen und Juden und nahm auch „Zufallsopfer“ in Kauf. Eines der Opfer war der jüdische Juwelier Norbert Futterweit, dessen Geschäft in Wien-Meidling am 12. Juni 1933 Ziel eines Bombenanschlags war. Futterweit und ein Passant wurden dabei getötet, weitere PassantInnen, KundInnen und Angestellte teilweise schwer verletzt. Im Buch finden sich statistische Auswertungen zu den Opfern sowie Kurzbiografien jener 166 Personen an, die in dem genannten Zeitraum getötet oder so schwer ver­letzt wurden, dass sie in der Folge verstarben.

„Das ‚typische‘ Opfer des NS-Terrors ist sowohl vor als auch unmittelbar nach dem Juliputsch 1934 ein Angehöriger der Exekutive (Gendarmerie, Zollwache), des Freiwilligen Schutzkorps oder eines anderen ‚Assistenzkörpers‘. Viele dieser Anschläge forderten Verletzte und in einigen Fällen auch Todesopfer unter Personen, die sich zufällig am Tatort aufhielten.“ (W. Garscha)

Ab 1935 richteten sich nationalsozialistische Mordanschläge in Österreich fast ausschließlich gegen mutmaßliche „Verräter“ in den eigenen Reihen. Bedingt durch die nach Juliabkommen 1936 gestiegene Bewegungsfreiheit der österreichischen Nationalsozialisten wurden wiederum Jüdinnen und Juden sowie jüdische Einrichtungen zum Ziel nationalsozialistischer Anschläge wurden.

 

 

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Siehe auch: Winfried R. Garscha, Der Terror der illegalen Nationalsozialisten vor 1938: Wer waren die Opfer?

Opfer des Terrors der NS-Bewegung in Österreich 1933 - 1938