Publikationen über die „Wiener Tierärztliche Hochschule“ im Nationalsozialismus

Die NS-Geschichte der Vetmeduni Vienna wurde umfassend aufgearbeitet, 2019 wurden die Ergebnisse in zwei Publikation vorgestellt.

Die Geschichte der Vetmeduni Vienna zu Zeiten des Nationalsozialismus wurde in einem vierjährigen Forschungsprojekt unter der Leitung der Historikerin Lisa Rettl aufgearbeitet. 2019 wurden die Ergebnisse in zwei Publikation vorgestellt.

 

In einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Forschungsprojekt arbeitete Historikerin Lisa Rettl die Universitätsgeschichte der Vetmeduni Vienna auf – mit einem Fokus auf die Jahre von 1930 bis 1947. Unter dem Titel „Die Wiener Tierärztliche Hochschule und der Nationalsozialismus. Eine Universitätsgeschichte zwischen dynamischer Antizipation und willfähriger Anpassung“ liegen die Endergebnisse des zeitgeschichtlichen Forschungsprojekts nun in Buchform vor.

 

Wiener Tierärztliche Hochschule war „kein passives Opfer“

„Von der langgehegten Vorstellung, dass die Wiener Tierärztliche Hochschule an den Ereignissen der nationalsozialistischen Machtübernahme keine Verantwortung trägt und lediglich als passives Opfer zu betrachten ist, wird man sich in Zukunft verabschieden müssen“, sagt Lisa Rettl. Die Wiener Tierärztliche Hochschule – seit 1975 Veterinärmedizinische Universität Wien genannt – sei eine „nationalsozialistische Hochburg“ gewesen. Die Forschungsergebnisse zeigen: Ein Großteil der Professoren, Assistenten und Studenten ist ganz klar zu den Wegbereitern des Nationalsozialismus zu zählen. Schon seit den 1920er Jahren war nationalsozialistisches Gedankengut an der Wiener Tierärztlichen Hochschule tief verwurzelt, bereits 1931 hatte der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund in demokratischen Wahlen die absolute Mehrheit erreicht.

Lisa Rettl (2019): „Die Wiener Tierärztliche Hochschule und der Nationalsozialismus. Eine Universitätsgeschichte zwischen dynamischer Antizipation und willfähriger Anpassung“; Wallstein Verlag. Zum Buch: - Link

 

Jüdische Studierende wurden vertrieben

Ein erstes Buch mit Ergebnissen aus dem FWF-Forschungsprojekt von Lisa Rettl erschien bereits 2018: „Jüdische Studierende und Absolventen der Wiener Tierärztlichen Hochschule 1930 – 1947: Wege – Spuren – Schicksale“, ebenfalls herausgegeben im Wallstein Verlag. Neben zahlreichen biografischen Skizzen findet sich eine umfassende Familienbiografie über den Tiermedizinstudenten Wilhelm Marbach sowie drei weitere ausgewählte Lebensgeschichten: über Hermine Allgayer, die ihr Studium aufgrund ihrer Einstufung als „jüdischer Mischling“ beenden musste; über Joseph Tyndel, der sein Studium 1938 gar nicht erst beginnen konnte und über Edmund Weissberg, dessen Vertreibungsgeschichte schon vor dem »Anschluss« im März 1938 zum Abschluss kam.

 

Links

Lisa Rettl (2019): „Jüdische Studierende und Absolventen der Wiener Tierärztlichen Hochschule 1930 – 1947: Wege – Spuren – Schicksale“; Wallebstein Verlag. Zum Buch: - Link

Rezension auf derstandard.at: "Die Vetmed unter dem Hakenkreuz: Mehr als nur Mitläufer" - Link