Comenius-EduMedia-Medaille 2020 für Lernmaterial „Fluchtpunkte“
Das Lernmaterial „Fluchtpunkte. Bewegte Lebensgeschichten zwischen Europa und Nahost“ macht die komplexen Themen Antisemitismus, Rassismus, Flucht und Migration, Holocaust und Nahostkonflikt gemeinsam in der Klasse besprechbar. Nun wurde das Lernmaterial, das gemeinsam mit Bildungseinrichtungen in Europa und Israel entwickelt wurde, mit der renommierten Comenius-EduMedia-Medaille ausgezeichnet. Der Preis wurde 2020 bereits zum 25. Mal verliehen.
Das mit der Comenius-Medaille ausgezeichnete Lernmaterial verfüge u.a. aufgrund seiner Verwendung von Lebensgeschichten und der altersadäquaten Vermittlung über „besondere pädagogische Qualität“, so die Jury des renommierten Bildungspreises. „Über die individuellen Lebensgeschichten wird also das Labyrinth von Kolonialismus, Imperialismus, Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, der industrialisierte Massenmord der europäischen Juden und die Folgen der territorialen Expansion dem Alter der Lernenden didaktisch korrekt vermittelt. Dies wird von Hintergrundinformationen, Landkarten, Begriffserklärungen unterstützt und somit wird Wissen gezielt ‚erfahrbar‘. Das Ergebnis dieses altersgerechten Kompetenz-Aufbaus im Bereich der politischen, historischen und zeitgeschichtlichen Bildung ist ein Produkt vom hohen pädagogischen Wert“, so Jury-Mitglied Univ.-Prof.Dr.Dimitris Charalambis, Universität Athen, in seiner Laudatio.
„Dem steigenden Antisemitismus setzt mein Ressort qualitativ hochwertige Bildungsarbeit entgegen. Ich freue mich über diese renommierte Auszeichnung für so ein wichtiges Lernmaterial. _erinnern.at_, das Holocaust Education Institut des BMBWF, verfügt über ein hohes internationales Renommee, das beweist auch diese jüngste Auszeichnung“, so Bildungsminister Heinz Faßmann in einer Presseaussendung anlässlich der Preisverleihung.
Über das prämierte Lernmaterial
Sowohl die öffentliche Diskussion wie auch die schulische Auseinandersetzung mit dem Nahen Osten fokussieren häufig auf die als „Der Nahostkonflikt“ bezeichneten Spannungen um Israel und die Palästinensischen Gebiete. Dieser Konflikt und darüber hinaus der Krieg in Syrien und weitere Kriege in diesem Raum, damit verbundene Fluchtbewegungen, Anfeindungen gegen Geflüchtete und ein Antisemitismus, der sich gegen europäische Jüdinnen und Juden wie auch gegen Israel richtet, all das beschäftigt auch Schülerinnen und Schüler. Der Themenkomplex scheint vielfach überfordernd und führt, wenn er besprochen wird, sehr leicht zu Streit. _erinnern.at_ entwickelte 2019 für diese pädagogischen wie auch gesellschaftlichen Herausforderungen ein neues Lernmaterial.
„Fluchtpunkte“ stellt sieben exemplarische Lebensgeschichten mit Flucht- und Migrationserfahrungen vor, welche die Verflechtungen der deutschen und österreichischen Geschichte mit der Geschichte des Nahen Ostens sichtbar und besprechbar machen. Die Biographien werden durch sechs Lernmodule didaktisch erschlossen. Die Lebensgeschichten ermöglichen die Diskussion über strukturgeschichtliche und politische Prozesse, Identitätsbilder und unterschiedliche Narrative.
„Häufig und oft unreflektiert werden Themen und Geschichten in Verbindung zueinander gesetzt: Etwa die Geschichte des Holocaust mit der Analyse der politischen Entwicklungen in Israel, den palästinensischen Gebieten und den Nachbarstaaten oder die Kolonialgeschichte mit aktuellen Konflikten bzw. Fluchtbewegungen. Dies findet auch teilweise im Klassenzimmer statt, aufgrund der Medienpräsenz des Themas oder aufgrund von eigenen biografischen Bezügen der Lernenden. ‚Fluchtpunkte‘ will Gespräche im schulischen und außerschulischen Bildungsbereich über diese Themen unterstützen. Durch die Lebensgeschichten im Zentrum des Materials werden Vielstimmigkeit sowie Multiperspektivität deutlich und es wird vereinfachten Interpretationen entgegengewirkt“ so Dr. Werner Dreier, Geschäftsführer von _erinnern.at_, anlässlich der Preisverleihung.
"Fluchtpunkte" wurde unter der Leitung von _erinnern.at_ mit Projektpartnern aus Europa und Israel entwickelt und 2019 in Wien und Berlin präsentiert. Die Projektpartner waren das Anne Frank Zentrum in Berlin, das Center for Humanistic Education an der Gedenkstätte Lohamei Hagethaot in Israel sowie PROSA in Wien.
Über den Comenius-EduMedia-Award 2020
Die in Berlin ansässige Gesellschaft für Pädagogik, Information und Medien (GPI), wissenschaftliche Fachgesellschaft für Multimedia, Bildungstechnologie und Mediendidaktik, verleiht 2020 zum 25. Mal die Comenius-EduMedia-Auszeichnungen für exemplarische digitale Bildungsmedien, Didaktische Multimediaprodukte, Allgemeine Multimediaprodukte, Lehr- und Lernmanagementsysteme, Computerspiele mit kompetenzförderlichen Potenzialen. Mit der Verleihung der Comenius-EduMedia-Auszeichnungen fördert die GPI pädagogisch, inhaltlich und gestalterisch herausragende digitale Bildungsmedien. Corona-bedingt fand die Preisverleihung im kleinen Rahmen in Berlin statt.
2020 wurden fast 200 Lernmaterialien eingereicht. 19 erhielten die begehrte Comenius-EduMedia-Medaille, darunter „Fluchtpunkte“. Die Preisverleihung fand am 24. September 2020 in Berlin statt, aufgrund der Coronapandemie in kleinem Rahmen. Internationale PreisträgerInnen konnten die Zeremonie via Live-Stream verfolgen.
Der ComeniusEdu-Media-Award ist nach dem Pädagogen Johann Amos Comenius (1592 – 1670) benannt. Comenius ist Vorreiter einer kindgerechten Bildung und propagierte die systematische Nutzung von Bildern und Anschaulichkeit zu didaktischen Zwecken.
Links
Presseaussendung des BMBWF: - Link
Zum Lernmaterial "Fluchtpunkte": - Link
Über den Comenius-Award: - Link