Naftali Fürst. Ein Überlebender von Buchenwald

Ein historisch-pädagogisches Projekt mit einer illustrierten Mappe für den Unterrichtsgebrauch von Joachim Wiesner.

„Der 12-jährige Junge in der 3. Etage der Holzpritschen – das bin ich“, erzählt Naftali Fürst jedem, der es hören will. In der Hand hält er dabei ein berühmtes Foto, auf das er rein zufällig kurz nach der Befreiung geraten ist. Noch immer ist ihm die Verwunderung darüber anzumerken, dass er die Jahre in den Konzentrationslagern Sered, Auschwitz, Budy und Buchenwald überlebt hat.
Das Foto trägt er fast immer bei sich, denn es ist Teil seiner Erinnerung geworden. „Die Aufnahme in Buchenwald entstand im so genannten Todestrakt“, erinnert sich Fürst. „Ich war so krank, fast schon auf der anderen Seite.“

Während des 7. Yad-Vashem-Seminars von erinnern.at im März 2004 erzählte Naftali Fürst Teile seiner Lebensgeschichte einer Gruppe von österreichischen LehrerInnen. Knapp eine Stunde lang gab er Bruchstücke seiner Erinnerungen preis. Dieses kurze Treffen war der Beginn dieses historisch-pädagogischen Projekts unter der Trägerschaft von erinnern.at.

Ausgehend vom berühmten Buchenwaldfoto, auf das der damals 12-jährige Ďuro durch reinen Zufall wenige Tage nach der Befreiung des KZs Buchenwald geraten ist, wird in einen illustrierten Unterrichtsbehelf das Leben und Schicksal vor, während und nach dem Holocaust für österreichische SchülerInnen dokumentiert. Im Sinne der Philosophie der Holocaust Pädagogik „Tell a human story“ entstand eine Mappe von 5 Plakaten im Format A2 (plus ein Plakat mit Informationen für Lehrende). Sie bereiten sein Leben und Überleben exemplarisch für alle Opfer der Shoa strukturiert auf.

Die Lebensgeschichte des Holocaust-Überlebenden Naftali Fürst aus Haifa, Israel, ist geprägt von den Brüchen jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert: Die Jahre seiner jüdischen Kindheit in Bratislava, sein Überleben in vier verschiedenen Konzentrationslagern 1939 bis 1945, und schließlich sein neues Leben in Israel.

Das Projekt soll mit der Publikation der Mappe jedoch nicht abgeschlossen sein, sondern sich mit der Zeit dynamisch weiterentwickeln. Auf dieser Internetseite sollen sich im Laufe der Zeit weitere Materialien, Texte, Fotos sowie Audio-Clips für Interessierte sammeln.
PädagogInnen und Schulklassen, die die Plakate im Unterricht einsetzen, werden daher gebeten, ihre Erfahrungen und die Ergebnisse ihrer Arbeit an den Projektleiter zu übermitteln (E-Mail: joachim.wiesner@erinnern.at). Sie werden dann für andere LehrerInnen und SchülerInnen online zur Verfügung gestellt.

Der Unterrichtsbehelf kann über erinnern.at, Kirchstraße 9/2, A-6900 Bregenz, Tel +43-(0)5574-52416, Fax +43-(0)5574-52416-4, office@erinnern.at bezogen werden.
Schutz- und Bearbeitungsgebühr für Lehrer/innen: € 5,00/Einzelexemplar; ab 20 Exemplaren € 2,00/Exemplar (zuzügl. Porto).

Im Verkauf an nicht Lehrende: € 15,- (incl. Porto)

Joachim Wiesner, Projektleiter und Koordinator des Dezentralen Netzwerks Vorarlberg von erinnern.at, Oktober 2007

Termine

In den Tagen zwischen dem 14. und 24. Oktober findet das Projekt seinen (vorläufigen) Abschluss.
Verschiedene öffentliche Aktivitäten und Medientermine, drei Lehrerseminare (Feldkirch, Wien, Innsbruck) und vor allem Gespräche des Zeitzeugen mit Schülerinnen und Schülern an sieben verschiedenen Schulen sollen auch den Auftakt dafür bilden, dass die in diesem Projekt entstandene Mappe österreichweit an Schulen eingesetzt wird und die Ergebnisse dieser Arbeit wieder an erinnern.at zurückfließen.

15.10. Radio-Interview mit Naftali Fürst (18 Uhr) und Empfang im Büro von “erinnern.at”, Bregenz
“Shoa und jüdisches Leben. Ein Empfang für Noa Mkayton/Yad Vashem und Naftali Fürst/Haifa” Jüdisches Museum Hohenems
Öffentliche Veranstaltung “Naftali Fürst. Ein Überlebender von Buchenwald Erfahrungen eines Zeitzeugen” Jüdisches Museum Hohenems – 20 Uhr
16.10. Lehrerfortbildungsseminar, PH Feldkirch
17.10.
Lehrerfortbildungsseminar, PH Wien und VHS Hietzing
18.10. Empfang im Bundesministerium für Unterricht, Kunst uns Kultur, Wien
19.10.
Zeitzeugengespräch von Naftali Fürst am BG Gallusstrasse (Klassen 3c + 7a)
22.10. Lehrerfortbildungsseminar, PH Innsbruck am Bildungsinstitut Grillhof
23.10. Zeitzeugengespräch in 2 verschieden Schulen in Innsbruck
24.10. Zeitzeugengespräche: BG Dornbirn (5./8. Kl.), BG Feldkirch (2.+4. Kl.), und BHAK und BHAS Feldkirch (5AHK)

Materialien

Stammbaum der Familien Fürst und Blum (PDF 0,9MB)
Geschichte Israels – eine ausführliche Zeittafel (PDF 142KB)
Geschichte der Juden in der Slowakei – 1918-1993 (PDF 97KB)
Historische Zitate zur Geschichte der Juden i. d. Slowakei (PDF 1,4MB)

Links:

Die Erinnerungen von Naftali Fürst und seinem Bruder Shmuel Fürst: www.furststory.com

  • Entstehungsgeschichte: Der Text ist 1999 in Form einer illustrierten Broschüre für die Familie in Israel entstanden. Er wurde dann in etwas veränderter Form zuerst auf hebräisch dann auch auf Englisch online veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung wurde als Teil dieses Projekts im Jänner 2007 hinzugefügt.

  • Inhalt: Naftali und Shmuel Fürst haben 1999 in einer Familienchronik ihre Geschichte ausführlich niedergeschrieben. Es ist die wohl einzigartige Geschichte der deutschsprachigen Familie Fürst aus Pressburg/Bratislava – Vater, Mutter, und zwei Söhne.
    Sie setzt zu Beginn der 30er-Jahre ein, zeichnet das Bild einer ganz normalen, gut situierten jüdischen Familie im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts. Im zweiten Teil beschreibt die Geschichte ausführlich und in erschreckender Sachlichkeit den Überlebenskampf der Familie in den Jahren des faschistischen Terrors und des Holocausts – im Lager von Sered, auf den Transporten in die Deportation, in Birkenau, Auschwitz, den Todesmarsch im Winter von 1944/45 und schließlich die Zeit in Buchenwald und die Befreiung dort. Wie durch ein Wunder überlebten alle vier Mitglieder der Familie - Vater, Mutter, und beide Söhne. Andere Mitglieder der Familie wurden ermordet. Die niedergeschriebene Geschichte endet mit der Emigration der Familie nach Israel und dem neuen Leben dort.
    Die wiedergegebenen Ereignisse sind authentisch und real. Sie wurden aus der subjektiven Erinnerung der beiden Brüder niedergeschrieben, wohl wissend dass sich die Erinnerung in den Jahrzehnten seit der Shoa verändert hat.


Fotoreportage vom 60. Jahrestag
der Befreiung Buchenwalds von Joachim Wiesner, April 2005

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