Wählen Sie geeignete Lernformen aus und vermeiden Sie den Einsatz von Simulationen, die Schüler/innen anregen, sich mit Tätern oder Opfern zu identifizieren.
Zwar können auf Empathie zielende Aufgaben, indem man menschliche Erfahrungen und Reaktionen auf Ereignisse in der Vergangenheit herausstellt, einen wirksamen Weg darstellen, um Jugendliche für Geschichte zu interessieren, doch muss man bei der Auswahl solcher Aufgaben sehr vorsichtig sein, wenn es um ein so sensibles Thema wie den Holocaust geht.
Es kann beispielsweise für Schüler/innen hilfreich sein, sich in die Rolle von jemandem aus einem neutralen Land zu versetzen, der auf diese Ereignisse reagiert: ein Journalist, der für seine Zeitung einen Artikel über die Verfolgung von Juden schreibt, eine engagierte Bürgerin, die an ihren politischen Repräsentanten schreibt oder ein Aktivist, der die öffentliche Meinung mobilisieren will. Derartige Aufgaben können sehr motivierend sein und auch Handlungsmöglichkeiten verdeutlichen, die die Schüler/innen bei Ereignissen ergreifen könnten, die sie in der Welt von heute betreffen.
Die Lehrer/innen müssen sich jedoch bewusst sein, dass sich einige Jugendliche möglicherweise mit den Ereignissen des Holocaust zu sehr identifizieren, von der Macht und sogar dem "Glamour" der Nationalsozialisten berauscht sind oder eine morbide Faszination für das Leiden der Opfer zeigen. Hier liegt die Gefahr beim kreativen Schreiben oder bei Rollenspielen, die die Schüler/innen dazu bewegen, sich vorzustellen, sie seien direkt am Holocaust beteiligt. Bei einem interdisziplinären Zugang kann sich der Einsatz kreativer Ausdrucksformen von Schüler/innen lohnen, aber die Lehrer sollten sich über ihre Ziele klar sein. Oft sind "empathische Übungen" geschmacklos und pädagogisch sinnlos, weil wir uns in Wirklichkeit wohl kaum - außer in einem höchst oberflächlichen Sinn – vorstellen können, was wir in Situationen empfinden würden, die so weit von unseren eigenen Lebenserfahrungen entfernt sind.
Derartige Methoden verblassen in ihrer emotionalen Wirkung ohnedies gegenüber echtem Mitgefühl, das viele Schüler/innen empfinden können, wenn sie auf persönliche Geschichten, Fallstudien und Zeugnisse von Überlebenden stoßen.