#FightRacism: Internationaler Tag gegen Rassismus
Hintergrund des Gedenktages
Am 21. März 1960 wurde eine friedliche Demonstration in Sharpeville in Südafrika in Reaktion auf ein Gesetz über die Apartheid blutig niedergeschlagen, 69 Menschen wurden getötet. In Reaktion darauf haben die Vereinten Nationen (UN) 1966 den 21. März als "International Day for the Elimination of Racial Discrimination" ausgerufen. Zuvor wurde der Generalversammlung der Vereinten Nationen 1965 eine internationale Konvention zur Überwindung von Rassismus vorgelegt; sie trat 1969 in Kraft.
Österreich hat das „Internationale Übereinkommen über die Beseitigung aller Formen rassischer Diskriminierung“ 1972 durch einen Entschluss im Nationalrat ratifiziert.
Die Konvention zur Überwindung von Rassismus heute
2017 machten die Vereinten Nationen anlässlich des 21. März auf das diskriminierende „racial profiling“ aufmerksam und verurteilten diese Praxis. Die UN beschreibt „racial profiling“ als “a reliance by law enforcement, security and border control personnel on race, colour, descent or national or ethnic origin as a basis for subjecting persons to detailed searches, identity checks and investigations, or for determining whether an individual is engaged in criminal activity”. Die UN hebt hervor, dass besonders Flüchtlinge und MigrantInnen von „racial profiling“ betroffen sind.
2018 stand die Förderung von Toleranz, Inklusion und Respekt im Fokus der UN-Kampagne. Hierfür wird besonders Artikel 1 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hervorgehoben: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“
Im Jahr 2019 legte die UN-Kampagne zum internationalen Tag gegen Rassismus ihren Schwerpunkt auf die Prävention und Bekämpfung von Rechtsextremismus. Besorgt zeigten sich die Vereinten Nationen angesichts der steigenden Verherrlichung des Nationalsozialismus online und der Verwendung digitaler Netzwerke von Neonazigruppen zur Verbreitung ihrer rassistischen und gewaltsamen Ideologie. Der jüngste Bericht der UN Sonderbotschafterin E. Tendayi Achiume macht auf diese Gefahr aufmerksam: - Link
Der Themenschwerpunkt 2021 lautet „Youth standing up against racism “. Damit stellen die Vereinten Nationen das Engagement und die gleichzeitige Belastung junger Menschen in den Fokus, die sich mit den Ereignissen des letzten Jahres zuspitzten: Trotz den Widrigkeiten der COVID-19 Pandemie, so unterstreicht die UN, seien junge Menschen mehr denn je in der Lage gewesen, Ihre Stimme gegen Rassismus zu erheben und gehört zu werden: - Link
“Voices for Action against Racism” war das Motto im Jahr 2022: "Silence is indifference. It contributes to perpetuating racial discrimination and oppression. It muffles the voices of those who have the courage to stand up against racism." Die Kampagne rief zur Solidarität mit den Betroffenen von Rassismus und zum gemeinsamen Kampf dagegen auf. - Link
Das Thema des Internationalen Tages 2023 konzentriert sich auf die Dringlichkeit der Bekämpfung von Rassismus und Rassendiskriminierung, 75 Jahre nach der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR).
Hass in Netz
Die 1969 beschlossene UN Konvention beinhaltet auch Passagen, in der sich Vertragsstaaten verpflichten „rassistische Propaganda“ zu verbieten. Dieser Passus erlangt durch die aktuelle Debatte um die Verbreitung von Hass und Rassismus im Internet und in den sozialen Netzwerken zeitnahe Relevanz.
Artikel 4 der Internationalen Übereinkommen über die Beseitigung aller Formen rassischer Diskriminierung: „Die Vertragsstaaten verurteilen jegliche Propaganda und alle Organisationen, die auf Ideen oder Theorien von der Überlegenheit einer Rasse oder Personengruppe einer Hautfarbe oder ethnischen Herkunft beruhen oder die versuchen, irgendeine Form von Rassenhaß und Diskriminierung zu rechtfertigen oder zu fördern; sie verpflichten sich, sofortige und positive Maßnahmen zu treffen, um jedes Aufreizen zu einer solchen Diskriminierung oder Handlungen dieser Art zu beseitigen. […]
4 b Organisationen und auch organisierte oder sonstige Propagandatätigkeit, die die rassische Diskriminierung fördern und dazu aufreizen, für ungesetzlich zu erklären und zu verbieten und die Beteiligung an solchen Organisationen oder Tätigkeiten als eine nach dem Gesetz strafbare Handlung anzuerkennen“
Über Rassismus im Unterricht sprechen?
_erinnern.at_ hat gemeinsam mit europäischen Partnerorganisationen „Stories that move“ entwickelt, eine mehrsprachige Online-Toolbox gegen Diskriminierung. „Stories that Move“ bietet Lernenden aktuelle sowie historische biografische Zugänge zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus, antimuslimischer Rassismus, Diskriminierung gegen LGBT+ sowie Antiziganismus. Lernende sollen in den fünf Modulen zu einer kritischen Reflexion und Auseinandersetzung über Diskriminierung und Diversität angeregt werden, sowie sich ihrer eigenen Handlungsspielräume bewusst werden. Seit Herbst 2018 bietet _erinnern.at_ Fortbildungen zum schulischen Einsatz von „Stories that Move“ an. storiesthatmove.org
Das von _erinnern.at_ mit SchülerInnen entwickelte Lernheft „Ein Mensch ist ein Mensch – Rassismus, Antisemitismus und sonst noch was …“ thematisiert Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzungen – Themen die uns alle angehen. Das Lernheft für Schulklassen kann in der Print-Version über erinnern@oead.at bestellt werden oder in der Online-Version verwendet werden.
Speziell zum Thema Antisemitismusprävention hat _erinnern.at_ dieses Jahr außerdem eine Sammlung an Lernmaterialien veröffentlicht, die LehrerInnen konkrete Hilfestellungen bieten, auf gegenwärtige Formen und Formulierungen des Antisemitismus zu reagieren. Es handelt sich hier auch um pädagogische Angebote für die sogenannte „sekundäre Prävention“, d.h. wenn es im Unterricht oder im schulischen Umfeld zu antisemitischen und rassistischen Artikulationen bzw. Vorfällen gekommen ist.
Definition von Rassismus aus dem Lernheft „Ein Mensch ist ein Mensch“:
Wir alle teilen immer wieder Menschen in Gruppen ein und betonen oft die Unterschiede zu anderen. Problematisch wird das dann, wenn manche Menschen als wertvoller, andere als weniger wertvoll eingestuft und aufgrund dieser Unterscheidungen ungleich behandelt werden. Im 19. Jahrhundert entstanden Weltanschauungen, die glaubten, Menschen gehören – biologisch gesehen – bestimmten Gruppen („Rassen“) an und verfügen dadurch automatisch über „typische“ Eigenschaften. Wie funktioniert Rassismus konkret? Zunächst werden abwertende Meinungen über Gruppen als Vorurteile übernommen. Rassisten und Rassistinnen beurteilen andere Menschen nach ihrer Gruppenzugehörigkeit, also danach, was sie sind, statt danach, was sie tun. Dies führt oft zur Vermeidung direkter Kontakte mit der angefeindeten Personengruppe. Dieser Einstellung können weitere Handlungen folgen, etwa das Verbreiten von Vorurteilen oder das Wählen einer rassistisch orientierten Partei.
Rassismus benachteiligt Menschen – in der Schule, im Beruf, im Alltag. Rassistische Gedanken können sogar Grundlage staatlicher Gesetze werden, z.B. war die Praxis der „Apartheid“ in Südafrika jahrzehntelang durch Gesetze abgesichert. Mit rassistischen Parolen werden auch Übergriffe, die von Unterdrückung, Enteignung, Vertreibung bis hin zu Mord reichen können, gerechtfertigt. Antisemitismus gehört zum Bereich des Rassismus, aber er funktioniert auf ganz eigene Weise. Jahrhundertelang beruhte Judenfeindschaft auf religiöser Abwertung der Jüdinnen und Juden – dann entstand im 19. Jahrhundert der rassistische Antisemitismus, der den Jüdinnen und Juden „biologisch vorbestimmte“ Charaktereigenschaften zuwies. Sie wurden aber nicht nur abgewertet, sondern auch als übermächtig und somit als Bedrohung hingestellt. Diese übertriebenen Allmachtsfantasien gingen bzw. gehen so weit, Jüdinnen und Juden zu unterstellen, sie wollten insgeheim die Welt beherrschen.
Mehr Informationen:
„Stories that move“- Europäische Online-Toolbox gegen Diskriminierung
Unterrichtsmaterial „Ein Mensch ist ein Mensch“
Lernmaterialien zur Antisemitismusprävention
"Together" Kampagne der Vereinten Nationen