Verunglimpfung von Ruth Klüger und anderen KZ-Überlebenden in der "Aula"
In der Juni-Ausgabe der rechtsextremen Zeitschrift "Aula" bezichtigt der Autor Fred Duswald die Schriftstellerin und KZ-Überlebende Ruth Klüger, die am Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus die Rede im Parlament hielt, der "Theatralik und Flunkerei". Weiters bezeichnet Duswald die 1945 befreiten KZ-Häftlinge von Mauthausen in dem Artikel "Lügt Klüger?" als "Landplage" und "Kriminelle".
Die Israelitische Kultusgemeinde erstattete bei der Staatsanwaltschaft gegen den Grazer Aula-Verlag und den Artikel-Autor Anzeige wegen NS-Wiederbetätigung. Die Aufforderenung der Grünen an die FPÖ, sich von dem Artikel zu distanzieren, da die Aula ein Organ der Freiheitlichen Akademikerverbände sei, wies FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl zurück. Er wolle "dazu überhaupt nichts sagen". Da die Zeitschrift keine FPÖ-Zeitung sei, fühle er sich "nicht zuständig" . - link
Kommentar von Hans Rauscher, DER STANDARD, 30.6.2011:
Aula - Dreck und Watschen
"Dem Dreck kann man keine Watschen geben, lautet ein alter Wiener Spruch. Aber NS-Dreck kann man verfolgen. Um so eine widerliche und hinterfotzige Nazi-Verteidigung zu lesen, muss man die Aula zur Hand nehmen, das Ideologieblatt der FPÖ-Nahen (allerdings unbedingt mit Handschuhen und Nasenklemme). Ein Autor namens F. Duswald verbreitet sich unter dem Riesentitel "Lügt Klüger?" über die Feier im Parlament anlässlich der Befreiung des KZ Mauthausen, bei der die weltbekannte Autorin und Auschwitz-Überlebende Ruth Klüger ("Weiter leben") sprach.
Zunächst behauptet der Autor, nach der Befreiung hätten "40.000 überwiegend kriminelle Elemente" in der Umgebung "Angst und Schrecken" verbreitet. Wer in Mauthausen und anderen KZs war, war ein "kriminelles Element", freilich nur nach NS-Maßstäben. Der Aula-Autor stellt dann Ruth Klüger als Lügnerin hin, weil in einem Gedicht, das sie über Auschwitz schrieb, Rauchfänge mit Flammen vorkommen. Daran schließt sich eine "technische Beweisführung", die an die berühmten "Es gab keine Gaskammern"-Abhandlungen von Holocaust-Leugnern erinnert: "Die Verbrennung im Krema (sic!) erfolgt total staub- und geruchsfrei."
Schließlich schreibt Duswald noch, dass Anne Frank (auf die sich Klüger bezog) "nicht ermordet, sondern im Lager Belsen von einer Typhus-Epidemie dahingerafft wurde". Dem Dreck kann man keine Watschen geben, lautet ein alter Wiener Spruch. Aber NS-Dreck kann man verfolgen."
Rede von Ruth Klüger zum "5.Mai, dem Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus" im Parlament (2011): - link
Leserbrief von Eva Geber in: "DER STANDARD", 1. 7. 2011 (Die Publizistin hielt die Laudatio für Ruth Klüger anlässlich der Verleihung des Theodor-Kramer-Preises 2011):
Nicht einmal ignorieren?