Geh und lebe
Yoram Harrari (Roschdy Zem) und seine Frau Yael haben den kleinen Äthiopier Schlomo in ihre Familie aufgenommen.
Mitte der 1980er Jahre bricht eine Dürrekatastrophe über Äthiopien herein. Bedroht sind auch zahlreiche schwarzafrikanische Juden, sogenannte Falaschas. Um den verfolgten Glaubensgenossen zu helfen, startet Israel die "Operation Moses", eine spektakuläre Umsiedlungsaktion. Eine äthiopische Christin will ihren neunjährigen Sohn vor dem Hungertod bewahren und gibt ihn in die Obhut einer jüdischen Mutter, deren Sohn Schlomo kurz vor der Ausreise im Lager verstorben ist.
Israel aus der Perspektive des Außenseiters
Zusammen mit Tausenden von Falaschas werden die beiden nach Tel Aviv ausgeflogen. Der kleine "Schlomo" (Moshe Agazai) gibt sich als Jude aus und kommt in ein strenges Internat, bevor eine israelische Familie ihn adoptiert. Doch selbst bei seinen fürsorglichen Pflegeeltern lebt Schlomo in ständiger Angst, ausgewiesen zu werden, falls seine wahre Identität ans Licht käme. Rückhalt findet er nur bei Qés Amhra (Yitzhak Edgar), einem alten Falaschagelehrten, der ihn wie seinen eigenen Sohn behandelt und in das Judentum einweiht.
Als Teenager verliebt Schlomo sich in die hübsche Sarah (Roni Hadar), doch deren strenggläubiger Vater (Avi Oriah) verbietet seiner Tochter jeglichen Umgang mit ihm. Verzweifelt will Schlomo sich selbst anzeigen, ein mitfühlender Polizist, der in den Falaschas gar "die besseren Juden" erblickt, schickt ihn aber wieder nach Hause. Nach absolviertem Medizinstudium dient Schlomo (nun: Sirak N. Sabahat) in der israelischen Armee als Sanitäter und heiratet Sarah, die sich seinetwegen mit ihrem Vater überwirft. Endlich vertraut er der Schwangeren sein Geheimnis an. Sarah ist erschüttert und will Schlomo verlassen.
In epischer Breite erzählt Radu Mihaileanu, bekannt durch seine erfolgreiche Holocaust-Komödie "Zug des Lebens", die wechselvolle Geschichte eines jungen Mannes, der sich permanent selbst verleugnen muss. Aus der gebrochenen Perspektive eines Außenseiters, der immer unter dem Verdacht steht, sein Judentum nur vorzutäuschen, zeichnet der Film ein komplexes, fein schattiertes Sittenbild des modernen Israel. Mihaileanu stammt selbst aus einer jüdischen Familie. Geschickt zwischen Tragik und Komik balancierend, zieht das bewegende, niemals ins Kitschige abgleitende Drama den Zuschauer zweieinhalb Stunden in den Bann.
Spielfilm, Frankreich/Israel/Belgien/Italien 2005, 139 Minuten
Regie: Radu Mihaileanu
Mit: Yael Abecassis, Roschdy Zern, Moshe Agazai, Moshe Abebe, Sirak N. Sabahat u. a.
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