Kolar, Christoph: Erinnerungsorte „Aktion T4“: Hilda Slavik
Von 27. Jänner 1934 bis 22. Juli 1940 war Hilda Slavik Patientin in der Landes- Heil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke „Am Steinhof“. Die zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme 24-Jährige verbrachte ein Viertel ihres Lebens in dieser Anstalt. Wie kann man sich das Leben, aber nicht irgendein Leben in einer Psychiatrie vorstellen? Wie kann man das Leben Hilda Slaviks, von der es nicht einmal ein Foto gibt, in der Psychiatrie fassen?
Der Filmemacher verwendet hierfür im Prolog die Psychiatrie-Erfahrungen Unica Zürns. Diese schrieb sie als Erzählung nieder. Diese Gedanken beschreiben für ihn am besten Hilda Slaviks Leben in der Psychiatrie. Die Bilder im Prolog tasten die Psychiatrische Klinik in Gugging ab. Gugging war eine Psychiatrie während der „Aktion T4“ der Nationalsozialisten. Die „Aktion T4“ - besser bekannt unter „Euthanasie-Programm“ - dauerte von Oktober 1939 bis August 1941. Laut der „Hartheimer Statistik“ wurden 70.273 Patient_innen umgebracht. Viele Psychiater u.- innen und Ärzt u.-innen, die an diesen Tötungen maßgeblich beteiligt waren, konnten nach dem Krieg ihre Karrieren fortsetzen.
Hilda Slavik war die erste Frau von Christoph Kolars Großvaters Josef Slavik. Die Existenz von Hilda Slavik wurde in der Familie verschwiegen. 2006 entdeckte der Filmemacher Dokumente und seine Großmutter Maria sprach erstmals offen über Hilda Slavik. In der T4-Tötungsanstalt Hartheim bei Linz wurde Hilda Slavik am 22. Juli 1940 ermordet.
Epilog des Films: Vornamen der deportierten Frauen vom 22. Juli 1940. Aus dem Index zum Standesprotokoll von 1940. Christoph Kolar möchte am Beispiel von Hilda Slavik, den Opfern – soweit dies überhaupt möglich ist –, die von den Tätern bewusst hinter der Anonymität von statistischen Zahlen versteckt wurden, ihre Persönlichkeit zurückgeben.
Der 34-minütige Film ist eine Abschlussarbeit für das Institut für Bildende Kunst Wien im Jahre 2011
Betreuung: Grzinic, Marina 16mm-Film transferiert auf DV Cam, Video
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