"Dort, wo man Bücher verbrennt..."

Gedenkveranstaltung zur Bücherverbrennung am Residenzplatz mit anschließender Diskussion und Filmvorführung "Gebürtig"

Eintritt frei
Wann

30.04.2007 von 09:00 bis 22:00 (CET / UTC200)

Bundesland

Salzburg

Wo

salzburg

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Gedenkveranstaltung am 30. April: „dort, wo man Bücher verbrennt...“

     Gefördert von Salzburger Sparkasse, Stadt und Land Salzburg


Veranstalter:

Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte, Salzburger Literaturhaus, Friedensbüro Salzburg, Katholische Aktion, Israelitische Kultusgemeinde, www.erinnern.at, Internationale Stefan Zweig Gesellschaft

 

Programm

Salzburg, die „schöne Stadt“ - „alte Plätze sonnig schweigen ...“, war auch ein be­drängender Ort.

Schon das Fanal am 10. Mai 1933 in Deutschland zielte auf Auslöschung der österreichischen Literatur von Weltruf, darunter Sigmund Freud, Franz Werfel und Stefan Zweig. Was von ihr in der österreichi­schen Diktatur von 1933 - 1938 übrig blieb, wurde im nationalsozialistischen Salzburg, inmit­ten der Altstadt, angesichts der erzbischöflichen Residenz, des Domes und des Mozartdenkmals, verbrannt - Vorbote von dem, was noch kommen würde ...

Bisher erinnerte eine einzige Veranstaltung an die Salzburger Bücherverbrennung - am 30. April 1987 mit Erich Fried, orga­nisiert von der Salzburger Auto­rengruppe. Jetzt, zwanzig Jahre später, findet die zweite Gedenk­veranstaltung auf dem Residenzplatz statt.

 I.

 10.15h - 12h: Univer­sität HS 302, Wallistrakt, Franziskanergasse 1:

Prof. Dr. Karl Müller und Dr. Gert Kerschbaumer: Symposion zum Thema „Die Vernichtung ,undeutschen' Gei­stes: Bücherverbrennungen 1933 - 1938“.

 II.

 17.00h - 18.00h: Residenzplatz: „Dort, wo man Bücher verbrennt...“

 Musik: Triophonie und Teile der Klezmer Connection: Igor Stravinskij: Marschmotiv aus „L´Histoire du Soldat“ (1918)

 Begrüßung: Prof. Dr. Gerhard Langer, Leiter des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte (für die Veranstalter)

 Einleitung durch den Salzburger Histo­riker Dr. Gert Kerschbaumer

 Rede von Robert Schindel

 Musik: Triophonie und Teile der Klezmer Connection: Igor Stravinskij: Tango aus „L´Histoire du Soldat“

Danach lesen die Salzburger Autor/inn/en:

 Christine Haidegger liest aus einem Brief Stefan Zweigs an den belgischen Maler Franz Masereel vom 15. April 1933 – also einige Wochen bevor am 10. Mai 1933 im Deutschen Reich in über 40 Städten Bücher verbrannt wurden.

 Ludwig Laher liest aus einem Brief Kurt Tucholskys an seinen Freund Walter Hasenclever vom 17. Mai 1933 – einige Tage nach der Bücherverbrennung.

 Vladimir Vertlib liest aus Lion Feuchtwangers historischem Roman „Jüd Süß“ (erschienen 1925), der sich mit dem Schicksal von Josef Süß Oppenheimer, dem Bankier und Finanzberater von Herzog Karl Alexander von Württemberg, auseinandersetzt. Josef Süß Oppenheimer wurde am 4. Februar 1738 hingerichtet.

 Armin Eidherr liest eine Passage aus Soma Morgensterns Erinnerungen „Joseph Roths Flucht und Ende“, erschienen 1994, geschrieben in Erinnerung an die Jahre 1933 und 1934. Soma Morgensterns Romantrilogie „Funken im Abgrund“ – „Der Sohn des verlorenen Sohnes“, „Idyll im Exil“ und „Das Vermächtnis des verlorenen Sohnes“ – konnte zur Gänze erst in den 1990er Jahren in ihrer deutschen Originalsprache publiziert werden, war also dem deutschsprachigen Publikum nicht zugänglich. Schon zwischen 1946 und 1950 war die Trilogie in einer amerikanischen Übersetzung publiziert worden. Soma Morgenstern, 1890 in Ostgalizien geboren, war eng mit Joseph Roth befreundet.

 Christoph Janacs liest Passagen aus Carl Zuckmayers Autobiographie „Als wär’s ein Stück von mir. Horen der Freundschaft“ (1966). Zuckmayer lebte seit 1934 in Henndorf bei Salzburg und flüchtete nach der Annexion Österreichs im Jahre 1938 aus Österreich. Die folgende Passage bezieht sich auf diese bedrängenden Stunden und stammt aus dem Kapitel „Austreibung“:

 O. P. Zier liest ein Gedicht von Berthold Viertel aus dem Gedichtband „Der Lebenslauf“, der im Jahre 1946 im New Yorker Exilverlag „Aurora“ erschienen ist.

 Gudrun Seidenauer liest Passagen aus Ilse Aichingers „Aufruf zum Misstrauen“, erstmals publiziert in der Zeitschrift „Plan“ im Juli 1946.

 Ludwig Laher und Christine Haidegger lesen zum Schluss aus einer Rede Erich Kästners, die er anlässlich der 25. Wiederkehr der Bücherverbrennung des Jahres 1933 bei der PEN-Tagung in Hamburg am 10. Mai 1958 gehalten hat.

 III.

 20.00h: Literaturhaus

 Anlässlich der Ge­denkveranstaltung zur Bücher­verbrennung am 30. April 1938 am Salzburger Resi­denzplatz tritt der österreichische Schriftsteller Robert Schindel im Literaturhaus auf, um seinen Film „Gebürtig“ nach dem gleichnami­gen Roman zu zeigen und davor mit Mag.  Raimund Fastenbauer, Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinden, zu diskutieren. Moderation: Gerhard Langer.

 Weitere wichtige Informationen und weiterführendes Material unter http://www.uni-salzburg.at/pls/portal/docs/1/481529.PDF