Internationaler Holocaust Gedenktag am 27.1.: Deutscher Bundestag gedenkt Verfolgter sexueller Minderheiten

Am 27. Jänner 2023 erinnert der Deutsche Bundestag in einer offiziellen Gedenkstunde anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags erstmals in seiner Geschichte der homosexuellen Opfer des NS-Regimes – die Gedenkstunde wird auch online im Livestream übertragen.
Wann

27.01.2023 von 10:00 bis 11:00 (Europe/Vienna / UTC100)

Wo

Berlin und online via Livestream

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Heuer gedenkt der Deutsche Bundestag erstmals in seiner Geschichte bei seiner offiziellen Gedenkfeier zum internationalen Holocaust-Gedenktag homosexueller Opfer der NS-Zeit. Am 27. Jänner von 10:00 bis 12:00 kommt der Bundestag für die Gedenkstunde im Plenarsaal zusammen – die gesamte Veranstaltung wird live im ARD übertragen und kann ebenso online im Livestream verfolgt werden: www.bundestag.de

Auch im Nachhinein steht das Video zum Nachschauen zur Verfügung: Link

Programm

Die Gedenkstunde im Plenarsaal beginnt um 10 Uhr mit einer Ansprache der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Im Laufe der Gedenkstunde werden mehrere RednerIinnen zu Wort kommen, um verschiedene Aspekte des Themas sexueller und geschlechtlicher Minderheiten als Opfer der NS-Zeit deutlich zu machen. 

So spricht die niederländische Holocaust-Überlebende Rozette Kats über ihr Engagement für diese Opfergruppe. Maren Kroymann liest einen Text zu Mary Pünjer, die als „Lesbierin” vergast wurde und Jannik Schümann zu Karl Gorath, der Auschwitz überlebte, aber schon 1946 erneut nach § 175 verurteilt wurde.

Im letzten Teil der Gedenkstunde wird Klaus Schirdewahn als Vertreter der queeren Community das Wort ergreifen. Er wird – vor dem Hintergrund seiner Verhaftung 1964 nach dem §175 – über die Bedeutung des Gedenkens an die im Nationalsozialismus verfolgten sexuellen Minderheiten sprechen.

Die Sängerin Georgette Dee und der Pianist Tobias Bartholmeß werden die Gedenkstunde musikalisch begleiten und als TranskünsterInnen zwei in der NS-Zeit verbotene Lieder aus den 1920er Jahren vortragen.

An der Gedenkstunde nehmen neben den Bundestagsabgeordneten auch Vertreterinnen und Vertreter der Verfassungsorgane sowie junge Menschen teil, die sich an der diesjährigen Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages beteiligen. Neben der Gedenkstunde wird es mehrere Begleitveranstaltungen in Berlin geben.

Meilenstein für die Anerkennung queerer Opfer

Jahrelang hatten sich AktivistInnen für eine offizielle Gedenkstunde für queere Opfer des NS-Regimes eingesetzt. Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden, stellen bis dato eine der wenigen Opfergruppen dar, der am Holocaust-Gedenktag bislang noch nicht eigens gedacht wurde. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen ist ihrer Petition – von vielen Personen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Opferverbänden unterzeichnet – entsprochen worden.

„Ein Gedenken an sexuelle Minderheiten der NS-Zeit betrifft alle Menschen in einer humanen Gesellschaft und nicht nur uns als Minderheiten“, betont Lutz Van Dijk im Interview mit dem Tagesspiegel.


Der Pädagoge und Jugendbuchautor war einer der führenden Initiatoren der Petition für die Gedenkstunde und setzt sich seit vielen Jahren für die Rechte homosexueller Menschen ein. Neben seiner Beteiligung an der Gedenkstunde am 27. Jänner wird er anschließend am 2. Februar zu Gast in einem Webinar von _erinnern.at_ sein, aus seinem Jugendroman „Verdammt starke Liebe“ lesen und über die Themen sexuelle Vielfalt und Diskriminierung als Unterrichtgegenstand sprechen: Link 

Das Webinar bildet gleichsam den Auftakt für das Themenjahr des OeAD-Programms _erinnern.at_, das sich anknüpfend an die aktuellen erinnerungspolitischen Ereignisse 2023 erstmals in einem Jahresschwerpunkt der Verfolgung und Ermordung Homosexueller während der NS-Zeit in Österreich sowie der schulischen Vermittlung dieses Themas widmet: Alle Infos zum Jahresschwerpunkt

 

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